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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
April 2006

Die vier Verkäuferinnen in der Parfumerie hatten es grad ziemlich gemütlich, konnten ungestört rumalbern und ihre Makeups renovieren, draussen ist es wieder kalt geworden und es regnet, kein Wetter um sich mit Kosmetikartikeln einzudecken. Als Balkonia den Laden trotzdem besucht, legt eine der Fachfrauen ihr „Kann-ich-ihnen-helfen-Lächeln“ auf und begrüsst mich freundlich. Nun kann ja Balkonia bekanntlich Gedanken lesen und auf dem hübschen Gesicht steht deutlich geschrieben: „Was will die Alte wohl in unserem Geschäft?“

„Ich hätte gerne Wimperntusche“, erkläre ich liebenswürdig.
„Wimperntusche?“  Die Kosmetikverkäuferin kommt ins Grübeln, legt nachdenklich den Zeigefinger auf ihren hübschen Backenknochen – und das ohne das Rouge zu verschmieren. Angestrengt überlegt sie, ob sie so was Seltsames wohl in ihrem Sortiment hat. „Sie meinen wahrscheinlich Mascara“, kommt sie zum Schluss. „Wenn ich mir damit die Wimpern färben kann, geht das sicher auch“, antwortet Balkonia. „Färben können sie sich die Wimpern damit nicht, nur tuschen“, erklärt sie mir geduldig. „Sie meinen wohl maskarieren“, kontere ich und bringe die Frau endgültig aus der Fassung. „Ich hab gesagt maskarieren und nicht massakrieren“, dopple ich noch nach; dies in der Hoffnung, dass die Süsse nun völlig durchdreht. Sie trägt es mit Fassung und kramt aus verschieden Schubladen viele kleine Kartonschachtelchen raus. Geschickt öffnet sie diese mit ihren aufgeklebten Fingernägeln und zwar immer so, dass die Gebrauchsanweisung nicht im Weg ist. Gelingt Balkonia nie! Wenn ich unter Mithilfe eines Schweizer Armeemessers so eine Schachtel endlich aufgefummelt habe, sind zwei Fingernägel angerissen und die Packungsbeilage immer noch im Weg.

„Dieses Produkt“ – die Verkäuferin vermeidet geschickt die Wörtli Wimperntusche und Maskara –, „diese Produkt also, formt die Wimpern lieblich nach oben“, fachsimpelt sie. „Die unteren auch nach oben?“, frag ich. Ab sofort werde ich wie eine Irre behandelt. Sehr, sehr geduldig! Balkonia werden einfühlsam die verschieden Vorteile der Wimpernpflege beigebracht. Eine Tusche ist mir noch in Erinnerung geblieben: Die Verkäuferin hat einen verschwörerischen Blick aufgesetzt, mich intensiv angeschaut und gesagt: „Dieses Bürstli verklebt die Wimpern etwas, gibt einen verruchten Blick, Männer fliegen darauf“, verspricht sie mir. „Kein Wunder, wenn die Wimpern wie Fliegenbeinchen aussehen“, geb ich erschöpft zur Antwort und entscheide mich für ein Produkt das weder verlängert, noch verbreitert auch nicht verklebt, einfach ganz gewöhnliche Wimperntusche.

Balkonia kriegt dann noch viele Müsterli geschenkt. Alles Anti-Aging Produkte von Kanebo, alle in winzige Dösli verpackt auf denen in Pünktlischrift (gold auf hellblau) steht, ob sie abends oder morgens aufgeschmiert werden sollten. Auf meine Frage, ob ich dann tags schlafe und nachts wach bin, falls ich die verwechsle, habe ich keine Antwort bekommen.

Balkonia wurde zum Geburtstags-z’Nacht  von Kaspar eingeladen und sein Kompliment, dass ich kein Jahr älter aussehe als am Tag vorher, hat mich die 39.90 Franken für Wimperntusche vergessen lassen.

Wir haben dann noch Freunde getroffen und darüber gerätselt, wie der Plural von Krokus ist. In Anlehnung zum Kaktus müssten es Krokeen* sein, meint Kaspar, Kroküssli findet Sigi passender, für weitere Vorschläge sind Balkonias dankbar.

Balkonias wünschen allen einen schönen April, viel Spass beim Eiertütschen und fallt auf keine Aprilscherze rein.

Alles Liebe und bis bald,

Eure Balkonia

*Mit der Japanischen Lavendelheide, dem Schattenglöckchen verhält es sich, die Mehrzahl betreffend, einfacher.