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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
April 2008

Anfang Text Kolumne Einen grossen Teil der Pflanzen, über die wir uns hier täglich freuen können, haben wir der Reisefreudigkeit unserer Vorvorfahren zu verdanken und dem Glück, dass es damals, vor vielen Jahren, noch niemandem in den Sinn kam, Souvenir-Läden mit unnützen Staubfängern vollzumüllen um diese an den Tourist zu verhökern. Aus lauter Langeweile hat dieser dann halt Pflanzensamen in Seidenpapierchen gepackt, stundenlang akribisch genau  das Blümchen oder den Baum gezeichnet und den Namen der Pflanze, wie sie bei den Einheimischen hiess, falls sie überhaupt eine Bezeichnung hatte, aufgeschrieben. Erschöpft und fiebrig von der langen Reise hat er dann vor dem Kaninfeuer versucht, Leben in die Mitbringsel zu hauchen, was ziemlich häufig gelang. (Versuchen Sie das mal mit einer Kuckucksuhr, der Vogel legt nie Eier, auch nicht an Ostern.)

Einem, vermutlich ziemlich verrückten, Engländer ist dies mit dem Riesen-Mammutbaum gelungen. Zu dieser Zeit hat sich auch Napoleon immer wieder auf Reisen begeben, allerdings nicht um Pflanzen zu verteilen, sondern Mord und Totschlag. Von Wellington hat er dann in Waterloo endlich mal so richtig eins aufs Dach gekriegt, die Engländer waren begeistert, fanden den Wellington den Grössten und tauften daraufhin den grössten Baum auf ihrer Insel „Wellingtonia“, sehr zum Ärger der Amerikaner, die ihrem Kalifornischem Baum dann den Namen „Washingtonia“ gaben. Durchgesetzt hat sich Wellington, der hatte schon Übung mit Napoleon.

Liebe Leserinnen und Leser, weshalb erzählt Balkonia Ihnen das?  Die Wellingtonia ist hier in Luzern gerade jetzt auch hochpolitisch! Sie steht im Zöpfli an der Reuss, direkt neben dem alten Nadelwehr, welches nach wie vor prima funktioniert und eine Attraktion für unsere Touristen ist (Kuhglocken sind ja  nicht jedermanns Sache). Balkonias sind bei keiner Polit-Partei Mitglied – mehr als zwei sind eine Gruppe, ist unsere Devise –, aber wir setzten uns mit ein paar Freunden aus der Altstadt für den Erhalt des Nadelwehrs ein (siehe auch www.reusswehr.info). Wir haben das Referendum gegen den Abbruch und die Zubetonierung desselben zustande gekriegt. Jetzt kann der Stimmbürger entscheiden, ob das Wehr samt der Wellingtonia umgebracht werden soll. Der Mammutbaum geht nämlich ein, wenn die Reuss fünf Meter ausgebuddelt wird, da die einzige Wellingtonia in der Stadt Luzern dort bis zum anderen Ufer ihre Wurzeln gelegt hat.

Balkonias wünschen allen einen abwechslungsreichen April, drückt uns bitte Eure grünen Daumen, am ersten Juni ist Abstimmung und schreibt bitte Leserbriefe (redaktion@neue-lz.ch), Namen und Adresse nicht vergessen.EndeText  Kolumne

Bis bald, Eure Balkonia