zurück: Fenster schliessen

Gastkolumne Mitte April 2001

 Balkonias Schwester hat sich ein Haus ganz weit unten im Tessin gekauft, eigentlich schon fast in Italien. Mit Garten. So richtig Garten! Mit Gras und Erde auf dem Boden und verschiedenen Pflanzen. Nun kommt die Frage: Was ist was? Was, zum Teufel könnte aus diesem behaarten Baum werden? Muss man den beschneiden und wenn ja, wann? Kaspar meint, der sehe ähnlich aus wie unser Feigenbaum, doch der hat keinen Pelz an den Ästen, aber bekanntlich gebe es verschiedene Feigenbäume. Alles total spannend. Da kommen Pfingstrosen, sagt Balkonia. Auch das noch, meint die Schwester, die einen Hang zu Pflanzen hat, die sich stur weigern irgend eine Art von Blümchen zu machen. Vera liebt sogenannte Nutzpflanzen. Oliven- Apfel- Pfirsich- und was weiss ich -bäume, Hauptsache man kann was davon essen. Jedes Erdbeerblatt, dass sich auf dem Boden zeigt, wird mit Fähnchen markiert, damit ja kein Bauarbeiter Schutt auf das wertvolle Ding kippt. Wilde Erdbeeren gedeihen ja bekanntlich unkrautmässig gut. Vor lauter Fähnchen kann kein Mensch mehr durch den Garten laufen, was die italienischen Bauarbeiter ungemein erheitert.

Kauf dir ein Pandabärchen, sagt Balkonia zur Schwester. Die schaut mich an, wie wenn ich vollständig den Verstand verloren hätte. Doch, das wäre sehr vernünftig, am Zaun wächst nichts als Bambus, und Pandas essen den, womit der Bambus zur Nutzpflanze würde. Vielleicht würde der Bär auch die Bamben (?) oder Bambis (?) – weiss jemand den Plural von Bambus? – aus dem Rasen fressen, dort vermehrt er sich nämlich ziemlich aktiv, was glaub nicht sehr gefragt ist. Der Bär würde dann zum Nutztier und eitle Freude herrschte. Pandas seien gesellige Tiere und für zwei der niedlichen Tierchen reiche die Hecke wohl nicht aus, gibt meine Schwester zu bedenken. Aber ich befürchte, dass sie sich mit der Idee innerlich schon angefreundet hat, jedenfalls meint sie, dass die beiden Bären im Rustico genügend Platz hätten und wenn es dann ganz kalt würde, könnte man sie ja in die Küche oder so lassen. Die Idee mit dem Äffchen – wegen der Palmen – habe ich dann für mich behalten; eine Schwester als Zoodirektorin kann ich mir nur schwer vorstellen.

Besorgt werfe ich einen Blick auf die zahlreich vorhandenen Pflanzen des Monats, die Forsythien, die da fröhlich vor sich hin blühen. Keine Angst, meint meine Schwester, gegen die habe sie trotz ihrer Blüherei nichts, die sind verwand mit Olivenbäumen und das sind bekanntlich Nutzpflanzen. Wie ich meine Schwester kenne, wird sie es fertig bringen, aus der Forsythienhecke ein grellgelbes Öl zu pressen um es auf den Löwenzahnsalat zu träufeln.

In diesem Sinne wünsche ich all meinen Lesern ein ganz tolles Osterfest.

Bis bald, Eure Balkonia