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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Dezember 2003

Seit ein paar Wochen wird Luzerns Güsel verursachergerecht entsorgt, was bedeutet, dass man seinen Müll nur noch in amtlich abgesegneten Säcken auf die Strasse stellen kann. Die Kosten halten sich in Grenzen, Balkonias kommen mit einem Sack à 1.80 pro Woche über die Runden, was uns nicht um den Verstand bringt. Die erste Rolle mit zehn Tüten haben wir statt Blumen von Freunden, die wir zum Znacht eingeladen hatten, geschenkt bekommen. Ein durchaus sinnvolles Geschenk, wie Balkonia festgestellt hat, Müllsäcke einkaufen hat nämlich so seine Tücken: Wer Abfall produziert wird automatisch als Ladendieb verdächtigt, weshalb die wenigen Geschäfte, die diese hübschen grauen Plastikdinger verkaufen, diese praktisch im Tresor aufbewahren. Nun ist aber so eine Abfallentsorgungsrolle ziemlich sperrig um geklaut zu werden und kostet ja nicht gerade ein Vermögen. Vergleichen wir mal eine kleinste Dose getrüffelte Gänseleber, die kostet so um die hundert Franken und hat bequem Platz in jeder Hosentasche. Stimmt Balkonia etwas nachdenklich: Wer getrüffelte Gänseleber konsumiert, wird zwar als Tierquäler anerkannt, aber nicht verdächtigt, den Ladenbesitzer bestehlen zu wollen.

Müllsäcke in der Stadt Luzern einkaufen, ist ein absolutes Abenteuer. In der EPA liegen sie zu Füssen der Kassiererin, die wahrscheinlich vorsorglich schwer bewaffnet ist, die Migros hat sie beim Kundendienst im Angebot, dort wurden die Mitarbeiterinnen mit kugelsicheren Westen ausstaffiert. Coop haben Balkonias bisher noch nicht ausprobiert, dort hat sie wahrscheinlich der Direktor hinter der Kaffeemaschine versteckt und man muss schriftlich einen Antrag stellen, die Postquittung der Vorauszahlung beilegen, sich persönlich ausweisen und was weiss ich noch. Und da wundern sich die Fachleute, dass der entnervte Gänseleberkonsument seine leere Dose in den Strassenmülleimer schmeisst; wer Gänse stopft, kann auch öffentliche Abfallkübel zumüllen. Ätsch!

Es ist schon wieder die Zeit der Weihnachtssterne, Adventskränze werden aufgehängt, die Gassen in Luzern festlich beleuchtet, der Christchindlibriefkasten steht wieder für alle, die Sorgen haben, zur Verfügung. Es riecht nach Zimtsternen und Brunsli, im Kaffeehaus kriegt man die langweiligen Mailänderli zum Getränk, alles wie gehabt jedes Jahr. Und da ruft heute Conny an: «Balkonias, stellt euch vor, euer Rosenbaum hat eine grosse gelbe Blume gemacht.» «Der, den wir behalten haben, auch», bemerke ich und die Azalee blüht eh weiterhin ununterbrochen wie blöd. «Das tun die uns zuliebe», meint Cornelia, «weil die uns mögen». Ein schöner Gedanke. Was Rosenbäumchen hinkriegen, sollte wir ja auch können. In diesem Sinne wünsche ich allen eine wunderschöne Adventszeit, backt mal einen Kuchen für den schussligen Nachbarn – obwohl er mit seiner senilen Bettflucht jeden Morgen Eure Zeitung wegschnappt, während Ihr noch gemütlich im Bettchen liegt. Hab' Euch alle lieb, bis zum nächsten Jahr.

Bis nächstes Jahr, also bis bald
Eure Balkonia