zurück: Fenster schliessen

Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Februar 2003

Ach wie schön, jetzt haben wir ihn wieder, den Monat mit den drei schönsten Tagen des Jahres. Toll, da können sich dann alle lustige Kleider anziehen und mit Pappnasen auf die Strassen gehen, mit Konfetti um sich schmeissen und zu viel Alkohol trinken – und jedermann findet das «rüüüüdig» lässig.

Leider aber haben wir Luzerner jetzt ein Problem mit unserer Fasnacht, da diese ja bekanntlich in der Öffentlichkeit statt findet und dort die allgemein beliebten Guuggenmusigen Melodien spielen. Früher war das ja nun so, dass kaum jemand diese Melodien erkennen konnte, weil aus den verbeulten und mit Konfetti verstopften Blasinstrumenten kein richtiger Ton raus kam und die Rhythmusgruppe mit ihren von Mutter geklauten Pfannendeckeln zur Erkennung des jeweiligen Stückes auch nicht viel beitrugen. Seit ein paar Jahren ist das anders: Jede dieser originellen Gruppen schleppt Musikinstrumente mit sich, die kaum vom Jahresgehalt eines Bankdirektors bezahlt werden könnten. Das verpflichtet. Das ganze Jahr über wird mindestens ein Mal pro Woche geprobt, ab Silvester täglich, was Folgen hat: Die Stücke sind erkennbar. Selbst musikalisch ungeschulte Ohren hören spontan, da wird die allseits beliebte «Glungge» gespielt oder «Kreuzberger Nächte sind lang, tätätä» fordern zum Schunkeln auf.

Das blieb auch er SUISA – Die Schweizerische Gesellschaft für die Rechte der Urheber musikalischer Werke – nicht verborgen und diese fordert nun Beiträge. Ein Aufschrei der Empörung geht durch Luzern und Umgebung. Völlig zu Unrecht, meint Balkonia. Stellen Sie sich mal vor, Sie hätten das grandiose Stück «Hauet der Chatz de Schwanz ab», welches nach wie vor auf unseren Fasnachtsstrassen gespielt wird, erfunden, da haben Sie doch ein Anrecht auf Tantiemen. Nun ist es durchaus möglich, dass der Urheber dieses herausragenden Stückes nicht mehr am Leben ist, dann kriegen seine Kinder das Geld, was Balkonia richtig findet. Eine Art Wiedergutmachung, schliesslich mussten diese Kinder des Genies wochenlang die Proben ihres Vaters über sich ergehen lassen, vielleicht hat der Kerl sogar den Text dazu gesungen, was schwerer Folter gleich kommt.

Ich empfehle nun der SUISA, die Beihilfe von Ed Fagan in Erwägung zu ziehen. Leider ist es ja möglich, dass den Vereinigten Guuggenmusigen und dem Luzerner Fasnachtskomitee schlicht das Geld fehlt für Urheberrechtsgebühren, aber da drängt sich ja geradezu ein Sponsor auf: Die Luzerner Firma Trisa. Jede Guuggenmusig verpflichtet sich ein Mal pro Stunde das Stück «Mit der Trisa, der Trisa, der Trisa, do zahle mer Euseri SUISA» zu spielen. Was der Schweizerischen CVP Recht ist, nämlich mit Zahnbürsten in den Wahlkampf zu ziehen, drängt sich für Luzerner Narren schliesslich geradezu auf.

In diesem Sinne wünschen Balkonias allen eine rüüüüdig schöni Fasnacht

Bis bald
Eure Balkonia