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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Februar 2005

„Liebste Balkonia, wach auf, wach auf, es schneit !“. Ich öffne mein linkes Auge, schaue auf die Schlafzimmeruhr und lese ab: 07.10 Uhr. Wenn Kaspar zuhause arbeitet, schläft Balkonia aus, soll sich der Chef mit Paketen, Postboten und Pannen im Haus rumärgern, Balkonia bleibt bis neun Uhr im warmen Bettchen, da kann es draussen schneien wie es will – das tut es in der Regel auch noch kurz vor dem Mittag, wenn’s mal angefangen hat. Um zehn Uhr sitzen wir gemütlich am Küchentisch, trinken Kaffee und lesen Zeitung, durch das Schneegestöber sehe ich wie sich Flöckchen an Flöckchen ans Nachbardach kuschelt, ich schätze weisse Pracht auf ca. 30 cm. Herbert Rosendorfer, einer meiner Lieblingsautoren, nennt Schnee weissen Dreck, kalt, lästig zum Wegräumen und gehört grundsätzlich nur auf Berge zum Vergnügen für Leute, die bereit sind, sperrige Bretter durch die Gegend zu schleppen und das mit äusserst unbequemen Schuhen. Nun ja, Balkonias finden es im Moment doll romantisch, wir holen unsere Stiefel aus der Versenkung, Balkonia zieht sich zwei Pullover an und wickelt Kaspar einen Schal um den Hals. „Lass das“, er werde mit keinem Schal auf die Strasse gehen, er sei weder ein Italienischer Gewerkschaftsboss noch ein Französischer Stararchitekt, selbst Harald Schmitt habe sich über männliche Schalträger lustig gemacht und er, Kaspar, habe null Bock drauf, zum Lachobjekt zu werden. Wenigsten zieht er sich einen Pullover an und wir machen uns auf den Weg zum Markt um ein halbes Kaninchen zu kaufen. Auf der Gasse herrscht Chaos. Traktoren mit Schneeketten – vorne Schneeschaufel, hinten Salzschleuder – pflügen sich ihren Weg durch die Fussgängerzone. Schnee hat es keinen auf der Strasse, nur Pflotsch. Knöcheltief! Balkonias rutschen in Richtung Chüngelverkäufer, klettern über drei Jammernde mit wahrscheinlich Oberschenkelhalsbrüchen. Ambulanzfahrzeuge klemmen sich zwischen die Salzstreuer und leisten erste Hilfe, der Kaninchenhändler hat noch volle Auswahl obwohl es kurz vor Mittag ist, mit anderen Worten: Ein total normaler Dienstagvormittag.

Och, sagen die vom Strasseninspektorat, an der Fasnacht müsse die Stadt absolut schneefrei sein, sonst gäbe das Unfälle. Betrunkene könnten auf Schneehaufen klettern, runter fallen und sich das Genick brechen, da seien die paar Oberschenkelhalsbrüche der klapprigen Altstadtbewohner ein Klacks dagegen. Im Fachjargon heisst das „Risikoabwägung“.

Balkonias sind dank der wetterfesten Stiefel heil nachhause gekommen, auf dem Weg zu uns haben wir noch fünf Fasnachts-Plakettenverkäufer mit nicht so guten Schuhen umgeschubst und Kaspar macht sich grad dran, die Kaninchenstücke anzubraten, kippt eine Flasche besten Rotweins dazu, etwas Bratensauce und Backpflaumen. Ich kriege richtig Hunger. Kaninchen mit Backpflaumen, Polenta, draussen schneit es, was schöneres vor der Fasnacht gibt es nicht.

Wenn wir schon beim Kochen sind, da haben wir ja unsere Monatspflanze: den Safran. Falls Ihr Magen nach zuviel Pflaumenchüngel rebelliert, Safran beruhigt jeden Magen. Kaufen Sie sich ein paar Riesencrevetten und servieren sie die an einer Safransauce. Hier das Rezept:

2 Esslöffel Butter und ½ Esslöffel Mehl in einem Pfännchen vergehen lassen. Warten bis das etwas aufschäumt. Dann einen Gutsch Weisswein zukippen, einen Kaffeelöffel fettfreie Gemüsebouillon zugeben, etwas salzen, etwas Safran in kaltem Wasser auflösen und in die Sauce geben, ein paar Safranfäden zugeben, Rahm darunter mischen und mindestens 20 Minuten köcheln lassen.

Schmeckt doll gut!

En Guete wünscht Euch
Eure Balkonia