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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Februar 2008

Anfang Text Kolumne Nun ist Balkonia ja nicht der Meinung, dass früher alles besser war, aber eins war sicherlich besser: nämlich die Fasnacht. Damals haben sich in paar trümmlige Verrückte zu einer Gruppe zusammengeschlossen, sich bei Unmengen von Alkohol für einen Namen der Guugenmusig entschlossen – unsere hiess „Vögali flüüg uuf süscht heds di Musig“, kurz Vögalimusig. Drei Samstage vor der Fasnacht gab es jeweils zwei Stunden Musikprobe. Jeder hat sich sein Gwändli selbst zusammengeklebt, gebosticht oder sogar genäht. Dem Aufwand entsprechend haben wir ausgesehen und getönt.

An die Tagwache sind wir nie. Viel zu früh! Wir haben uns so um zehn Uhr in einer Beiz getroffen und uns Mut angetrunken, dann Freunde in ihren Büros aufgesucht und die „Glungge“ gespielt – dieses Stück konnten wir so gut, dass es erkennbar war. Mittags sind wir was essen gegangen und dann war Auflösung bis zum Abend. Die Instrumente wurden bei einem Freund in den Hauseingang gestellt, und wir hatten uns – je nach Wetter – auf ein Bänkli oder ins Bett gelegt. Abends hatten wir Dienst von 18.00 bis 23.00 Uhr. Das mit abends um sechs hat selten geklappt, weil noch nicht alle da waren.

Mit den Jahren wurden wir immer besser, Balkonia hat die Kleider professionell genäht und es gab auch mehr Proben. Nach 35 Jahren waren wir derart gut, dass wir die Gruppe aufgelöst haben, was sehr vernünftig war.

Früher fand die Fasnacht am Donnerstag, Montag und Dienstagabend statt. Jetzt dauert sie ca. 14 Tage und es hat nur noch perfekte Guugenmusigen auf der Gasse. Laut und fehlerfrei. Laut müssen sie sein, schon deshalb um die vielen mit Verstärkeranlagen ausgerüsteten Wagen zu übertönen. Auf dem Stadtkellerdach haben sich seit Jahren die „Muggentätscher“ breit gemacht, die haben Lautsprecher, davon träumen selbst die Rolling Stones.

In diesem Jahr nun gab es mal was Neues: Die Fasnacht fand unter einem Motto statt. „JoDuFäscht“, so eine Art Vorbereitung auf das Eidgenössische Jodlerfest im Sommer. Es werden Pappkühe durch die Gassen gezerrt und als Sennen verkleidete Fasnächtler schwingen Kuhglocken und Fahnen. An jeder Ecke wird der „Schacherseppeli“ gesungen, gespielt oder getrommelt. Sehr beliebt ist dieses Jahr auch das Stück „eeewigi Lieeebi“, zum Mitsingen werden überall Zettel mit dem Text verteilt, was die Sache auch nicht besser macht.

Ach, eine Neuerung in Sachen Fasnacht haben wir auch noch: Die Gassen werden jetzt morgens ab fünf Uhr mit diesen Laubbläsern gereinigt. Sechs Mann nebeneinander blasen die Konfettis zu einem Haufen zusammen, dieser Krach schlägt so ziemlich alles.

So, genug gelästert, durch die Gasse ziehen grad wieder die mit den Kuhglocken. Balkonia geht jetzt in die Apotheke Ohropax kaufen und nächste Woche werde ich ein Inserat aufgeben mit folgendem Text: Welcher Gehörlose ist bereit, während der Fasnacht 09 Balkonias Wohnung, Pflanzen und Katzen zu hüten?

Balkonias wünschen allen eine ruhige Fastenzeit, trinkt Verveine-Tee statt Alkohol und vergesst das Ostereiermalen nicht.EndeText  Kolumne

Bis bald, Eure Balkonia