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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Januar 2008

Anfang Text Kolumne Balkonias haben seit Jahren eine Luzerner Tageszeitung abonniert. Jetzt die NLZ, gibt hier ja keine andere mehr. Mit diesem Informationsblatt setz ich mich dann jeweils an den Küchentisch, studiere zuerst die Todesanzeigen, dann die Seiten der ehrenamtlichen Schreiberlinge, die nennt sich „Forum“ und füllt manchmal das halbe Blatt. Einige dieser Hobby-Journalisten schreiben fast täglich lange Beiträge und das alles ohne dafür bezahlt zu werden. Hochachtung! Mein Lieblingsbeitrag der NLZ ist jedoch der „Ratgeber“. Täglich kann ich dort was dazulernen und werde somit immer gescheiter. Ich lerne wie man Babys richtig wickelt, wie man pubertierende Teenager behandeln soll und wie viel Taschengeld diese bekommen sollten. Ein Rechtsanwalt klugscheissert über das Problem mit den Eiszapfen an den Dachrinnen und wer dafür haftbar gemacht werden kann, wenn Dutzende von Fussgängern vor unserem Haus erschlagen in den Eisresten liegen. Am Freitag ist jeweils die Tierärztin dran und gibt Tipps wie man Nachbars Katzen davon abhalten kann, sich auf  fremden Rasen oder – noch schlimmer – im Erdbeerbeet zu versäubern. Balkonia meint dazu, dass es sich nicht lohnt den Katzenbesitzer zu verprügeln, sonst braucht man nämlich noch zusätzlich den Ratgeber-Rechtsanwalt.

Nun, vor ein paar Wochen war am Freitag so ein Jööhh-Büsibild auf der Ratgeberseite. Kriegen Wohnungskatzen mit kleinem Balkon Würmer und wenn ja, woher?  Sie kriegen, wurde ich belehrt und sollten mindestens alle drei Monate entwurmt werden. Würmer schleppt man mit den Schuhsohlen in die Wohnung oder Vögelchen lassen ihren Kot ins Katzengras auf dem Balkon fallen. Kaspar hat einen ähnlichen Bericht im Schweizer Radio gehört und wir sind beide davon überzeugt, dass unsere niedlichen Tierchen eine Wurmkur brauchen. Auf der Pillenbeilage steht genau, wie man diese den Miezen verabreicht. Erst Katzen genau wägen. Balkonia mit und ohne Büsi auf dem Arm auf die Badezimmerwaage, dann Rechnerei, dann Ergebnis: eine wiegt 4,2 ,die andere 7,3 Kilo. Die kleine braucht zweieinhalb, die dicke vier Tabletten. Auf der Packungsbeilage ist eine hübsche Zeichnung, wie man den Kätzchen das Mäulchen aufdrücken soll, dann die Pillen reinschmeissen und die Näschen zuhalten bis sie schlucken. Tun sie aber nicht! Balkonias haben ausgesehen, wie wenn wir versucht hätten, halbnackt Dornröschen aus ihrem Dornenurwald zu retten. Man könne die Tabletten auch verkrümeln und im Lieblingsfutter der Miezen verstecken, meint die Packungsbeilage. Nach zwei Tagen haben wir aufgegeben und unseren süssen Vierbeinern unverseuchtes Futter hingestellt.

Die absolute Katzenspezialistin ist Balkonias Schwester Vera. Es gäbe eine Schmiere beim Tierarzt, die drückt man den Katzen in den Nacken auf die Haut. Fertig! Auf der Packung steht gross gedruckt: „Katzen stressfrei entwurmen.“  Na dann, nix wie los. Kaspar setzt sich die Kaloscha auf den Schoss und krault sie liebevoll  im Nacken und versucht gleichzeitig ein Stückchen Haut dort unter dem dicken Pelz zu finden. Die Katze wird misstrauisch. Blöd sind die ja nicht wirklich. Dann Tubeninhalt auf die Haut drücken und das alles während die Katze Kaspar in die Finger beisst und  schreit wie am Spiess und kratzt und strampelt. Flucht auf den Küchentisch um dort sofort von Daisy, der anderen Katze, getröstet zu werden.

Balkonia hat alles aus sicherer Entfernung fotografiert, nur damit niemand denkt, wir übertreiben. Tun wir nämlich nie!EndeText  Kolumne

Eure Balkonia