zurück: Fenster schliessen

Gastkolumne Juli 2002

 Balkonia, komm doch bitte mit dem Rolli zum Parkplatz, werde ich von Kaspar gebeten, er habe Basilikum in Rothrist gekauft. Ich wundere mich zwar etwas, bisher brauchte ich kaum einen Transporter um Küchenkräuter in unsere Wohnung rauf zu holen, klappe aber brav den Rolli auf und fahre mit dem Lift runter zum Auto. Dort versucht Kaspar riesige Büsche duftender Pflanzen möglichst unbeschadet aus dem Wagen zu kriegen. Leute bleiben stehen und rätseln, was das wohl sein könnte. Riecht wie Basilikum, meint der Koch vom Einhörnli, aber um den zu ernten, brauche man wohl eine Baumschere.

Zwei Hortensien werden für den Umzug ins Tessin vorbereitet, das gibt Platz für Basilikumbüsche, aber einen neuen Blumenkübel braucht es doch noch. Der nächste Laden ist unsere Migros an der Hertensteinstrasse. Ein fensterloses würfelförmiges Gebäude von Diener und Diener, das von architekturkundigen Fachleuten einhellig über den grünen Klee gelobt wird. Drinnen flimmern unzählige Bildschirme, die alle das gleiche Fussballspiel zeigen, an den eckigen Stehtischen verfolgen Leute jeden Schritt der Champions. Es riecht nach Friteuse, an der Kasse wird ungeduldig gewartet, ein Plakat verspricht, dass sämtliche Textilien nur noch einen Drittel kosten, diese Kleider hängen lustlos auf scheusslichen Ständern rum, alles in allem eine trostlose Atmosphäre. Und da sehe ich ihn! Einen Tonkrug mit Loch im Bauch. Die Verkäuferin verpackt mir unseren neuen Balkonbewohner liebevoll in Blumenpapier und gratuliert zu diesem Kauf. Zuhause wird der Krug mit Erde gefüllt und der letzte Basilikum bekommt dort sein Plätzchen, wenn auch in einer leichten Schräglage.

Wusste ich es doch, meint Kaspar am Abend, meine Balkonia findet sicher irgendwelche Plätzchen für den Basilikum. Hübsch, gäll, sag ich und lenke seinen Blick auf den Krug unter dem Madelbäumchen. Oh ja, meint mein Schatz und so natürlich. Römertöpfe mit Loch im Bauch aus dem Basilikum wuchert. Das erinnere ihn so entfernt an angeknabberte Ostereier aus denen neckisch Plüschkücken rausgucken. Am nächsten Abend kriegt Balkonia von Kaspar einen Gartenzwerg geschenkt. Einen richtigen aus Ton und bunt bemalt. Der bewacht jetzt unsere Römerscherbe und verbreitet so richtige gemütliche Schrebergartenstimmung.

Bis bald und auf gut zusammen Kirschenessen, Eure Balkonia

 

Viel liebe Grüsse und bis bald, Eure Balkonia