zurück: Fenster schliessen

Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Juli 2007

Anfang Text Kolumne „Ach Balkonia, es ist so schönes Wetter, lass uns doch etwas rausgehen“. Wenn ich etwas wirklich echt nicht sonderlich mag, ist es das so genannte schöne Wetter im Sommer. Überall scheint die Sonne, es wird unangenehm warm, die Stadt füllt sich mit Touristen, unsere Nachbarn aus den Gemeinden Hildisrieden und Bueri kommen in die Stadt und die Nid- und Obwaldner überfallen uns auch. Gott sei Dank setzen die sich allesamt am liebsten an die Sonne um schön braun zu werden, man hat ja so seine Vorbilder. Dieter Bohlen zum Beispiel.

An der Reuss hat es aber zwei Tischchen unter alten Kastanienbäumen, dort ist es gemütlich. Das Plätzchen vor dem Restaurant Schiff ist in den Fluss gebaut und es herrscht dort Dauerdurchzug, das Weinangebot ist prima, die Bedienung auch. Balkonias geben die Getränkebestellung  auf und bitten um etwas Brot für die Enten. Unsere Ungarische Serviertochter ist Tierfreundin und schleppt uns alle Brotreste aus der Küche an. Wir stossen an und fangen an das Federvieh zu füttern und hoffen, dass uns Walter Schnieper nicht erwischt dabei – Tauben, Enten und Spatzen mit altem Brot zu versorgen, gilt als politisch unkorrekt, aber uns macht das Spass. Wir geben den Tierchen sofort einen Namen: Die schnelle kleine weibliche Ente heisst Olympia, der fette Enterich Schtäffe , der kleine Spatz, der seine Brotkrümel von Kaspars Fingern pickt, wird auf den Namen Moritz getauft, weil wir glauben, dass der Herr Leuenberger wahrscheinlich ein Körnlipicker ist.

Tauben füttern, ist in Luzern streng verboten; wer dabei von der Polizei erwischt wird,  kriegt Haft oder Busse aufgebrummt. Das Gleiche gilt für Velofahren auf dem Trottoir. Neuerdings dürfen Polizisten auch Müllsünder sofort und unbürokratisch dazu auffordern, einen Beitrag in die Bussenkasse abzugeben. Jetzt stellen Sie sich mal vor, sie wären Polizist, hätten bis zwei Uhr morgens mit Wasserwerfern und Gummischrot Fussballchaoten davon abgehalten, sich gegenseitig umzubringen, dann vier Stunden Schlaf um anschliessend mit einer ebenfalls total unausgeschlafenen Kollegin auf  Patrouille zu gehen. Hätten Sie dann Lust, Fahrradfahrern hinterher zu rennen oder Balkonias auf dem Quaibänkli zu massregeln nur weil die ihr altes Brot den ungeliebten Tauben verfüttern? Glauben Sie, dass der übermüdete Polizist oder seine Kollegin eine Chance hat, den  frechen Lümmel, der seine leere Petflasche neben den überfüllten Abfalleimer geschmissen hat, einzuholen?

Balkonia wünscht allen einen schönen Juli, packt Euer altes Brot in den Rucksack, setzt Euch aufs Velo, kurvt wie die Irren um tattrige Fussgänger auf dem Trottoir rum, füttert Tauben, Enten und vor allem Spatzen, schmeisst die Zigarettenstummel auf den Boden. Ich garantiere Ihnen, kein Ordnungshüter wird sich der Sache annehmen, Gesetze und Verordnungen werden zwar gedruckt, publiziert, bloss haben wir kein Personal, das Lust und Zeit hat, solchen Bagatellen nachzugehen.EndeText  Kolumne

In diesem Sinne – bis bald, Eure Balkonia