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Gastkolumne von Anfang Juli 2000

 Nun haben ja die Einheimischen in unseren Breitengraden gerade im Juli das dringende Bedürfnis ihre bequem eingerichteten Wohnungen gegen Hotelzimmer, Wohnwagen oder noch schlimmer- Zelte einzutauschen. Diese Behausungen liegen dann wahrscheinlich irgendwo 10 km ausserhalb von Rimini, Valencia oder irgendwo auf Mallorca, Hauptsache in der Nähe eines überfüllten Sandstrandes wo das heiss geliebte Magnum-Eis der Kinderchen so ab Fr.5.- zu haben ist. Dieser Tapetenwechsel (gilt nicht für Camper, Zelte haben keine Tapeten), also, dieser Ortswechsel oder wie immer wir das nennen wollen, hat ja seine Vorteile, jedenfalls wenn man das mal unter wirtschaftlichen Aspekten sieht: Heerscharen von Schweizern machen Platz für zahlende Touristen, damit diese sich an den Gestaden unserer endlich wann gewordenen Seen und Flüssen tummeln können. Da die meisten Schweizer mit ihren Pkws in die Ferien fahren, haben die Touristencars genügend Platz in den ausgestorbenen Innenstädten unseres Landes und die unzähligen Insassen dieser Ungetüme jene leere Restaurants zur Verfügung.

Aber was hat das mit mir zu tun?

Diese vorbildliche Schweizer, die sich hier verkrümeln um Fremden Platz zu machen, haben ein Problem: ihre Blümchen auf dem Balkon. OK, es gibt automatische BewässerungsAnlagen. Häufig funktionieren die. Wenn nicht, ist es nicht so tragisch, da der geplatzte Schlauch sein Wasser meist- der Schwerkraft folgend- Richtung unteren Balkon verkleckert und die Mieter desselbigen auch in den Ferien sind. Bis die Innenstadt unter Wasser steht sind die Besitzer der Bewässerungsanlage in der Regel aus den Ferien zurück. Leute ohne eine solche Anlage brauchen eine Verrückte, die Juli/August zuhause bleibt und bereit ist fremde Pflänzli zu hüten. Da erinnert sich doch so mancher Nachbar an Tante Balkonia. So lerne ich jeden Sommer meine Nachbarn während deren Abwesenheit kennen. Denn, zeig mir deine Pflanzen und ich sage dir wer du bist!

Na ja, schon bald werde ich Ihnen liebe Leser, die intimsten Geheimnisse meiner Nachbarschaft ausplaudern. 

Bis bald, Eure Balkonia