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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
März 2003

Dem «Kassensturz» sei Dank! Jetzt wissen alle, die diese überaus informative Konsumentensendung jeweils am Dienstag über sich ergehen lassen, dass der von Balkonia nicht sehr geschätzte Ruccola, einen ziemlich schnell ins Grab bringt. Er ist mit Nitrat und/oder anderen Giften derart versetzt, dass vom Konsum dringend abgeraten wird. Während nun unsere enorm innovativen Beizer darüber brüten, was sie statt dem beliebten Giftkraut auf ihre seit Jahren bewährten Speisekarten drucken könnten, rollt still heimlich eine neue Gemüseattacke auf unsere Esstische zu. Mit Italienischer Perfektion wird nun der «radicchio rosso tardivo trevigiano» bei uns vermarktet. Im Gegensatz zum Ruccola, der mit Recht vom Pressesprecher von Coop , als Gewürz bezeichnet wurde, ist der Radicchio wirklich ein Gemüse und unterliegt somit den Gesetzen der gängig erlaubten Giftmengen. Mit anderen Worten: das «zartbittere Gemüse» kann kiloweise verspeist werden, ohne dass es uns umbringt.

Im Ristorante Fontanelle in Genestrerio bei Ligornetto gibt es bereits ein acht gängiges Menu, alles (auch die Süssspeise) mit Radicchio. Nun ist es ja so, dass auf der Corviglia in St. Moriz mit Erfolg Kaviarhamburger verkauft werden (200 € das Stück) und was dem Nobelwirt dort oben recht ist, sollte dem Oste, der Ostesse, im Unterland wortwörtlich teuer sein, weshalb Balkonia bereit ist, den geplagten Restaurantbesitzern bei der Neugestaltung der Speisekarte zu helfen. Hier das Rezept:

Radicchio rosso tardivio trevigiano alla Putin
(zartschmelzende Radicchio/Buchweizen-Blini auf einer Randensauce mit 180jährigem Balsamico beträufelt, mit einer Scheibe von ihrem Gemüse mit Himbeeressig aromatisiert)
dazu servieren wir echten Sauerrahm aus Moskau und
5gr Kaviar Malasol

(300 € / 450 SFr)

Na, wenn das kein Renner wird, weiss Balkonia auch nicht mehr weiter. Falls irgend welche Wirtsleute weitere gute Ratschläge von mir wollen, Mail genügt.

Radicchio eignet sich übrigens auch prima für patriotische Gerichte. Nachdem sich inzwischen selbst Altachtundsechziger nicht scheuen mit roten T-Shirts mit weissem Kreuz auf die Strasse zu gehen, könnte der Porzellanhersteller Bopla doch mal einen anständigen roten Teller mit Schweizer Kreuz auf den Markt bringen. Das rot/weisse Gemüse arrangiert man dann roh mit etwas Schweizer Most beträufelt auf dem Tellerrand und in der Mitte findet der Gast dann eine Minirösti, die knapp das Kreuz verdeckt (29.-SFr).

In diesem Sinne wünscht Balkonia allen ihren Leserinnen und Lesern en rächt e Guete.

Und bis bald,
Eure Balkonia