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Gastkolumne von November 2000

 Schau doch einfach weg, sagt Kaspar zu mir, während ich schimpfend neben ihm in Richtung Samstagsmarkt stampfe. Na, irgendwohin muss ich wohl sehen, das ist unvermeidlich und sie sind überall, bemerkt Balkonia. Sie wachsen am liebsten auf stinkigem Kompost und damit man sie von diesem Unrat unterscheiden kann, legen sie sich Signalfarben zu. Es gibt gestreifte, gepunktete und seit unserem letzten Import aus den USA, vor allem unifarbene in der gleichen Tönung wie Strassenarbeiter. An Coca Cola, Kaugummi und 7up kann man sich ja insofern gewöhnen, indem man den Konsum dieser Errungenschaften schlicht verweigert. Mit den Take Aways wird es schon schwieriger, es sei denn, man hat gerade derart Schnupfen, dass man sich freiwillig um einen Job bei der Kanalreinigung bemüht. Und jetzt noch Halloween mit seinen Kürbissen. Von Kaspar werde ich belehrt, dass Halloween kein Amerikanischer, sondern ein Keltischer Brauch sei. Er glaube aus Schottland, was mir - die zwar keinen Schotte kennt, aber jene Witze über sie - logisch erscheint. Es braucht sicherlich einen gewissen Hang zur Sparsamkeit, um aus Kürbissen Suppen, Kuchen, Konfitüren und was weiss ich - die Rezepte findet man zur Zeit überall, von A, wie Annabelle, bis Z, wie Züri-Zytig - einigermassen Essbares herzustellen. Kürbisse bestehen vor allem aus Wasser und schmecken auch so. Nach nichts - im besten Falle. Hat man Pech, haben sie einen Eigengeschmack, der schon sehr an ihren Lieblingsstandort, den Komposthaufen erinnert. Um dieses Aroma zu überdecken braucht der weibliche oder männliche Koch vor allem sehr viel Knoblauch, was ja bekanntlich Geschmackssache ist. Knoblauch ist übrigens auch sehr preiswert und vertreibt erst noch Vampire.

Am Markt: überall Kürbisse. Winzige, riesige, schon Halloween-mässig geschnitzte. Ich krieg einen Anfall von Verfolgungswahn und flüchte ins "Bodu", zu meiner Beruhigung eine kürbisfreie Zone. Reg dich ab, sagen unsere Freunde, du musst das nur positiv sehen: Hätten wir dieses blöde Halloween nicht, wären alle Schaufenster schon voll mit Samichläusli. Wäre mir lieber, die riechen so fein nach Lebkuchen, Weinachten, Kindheit, halt nach Tradition und zwar unserer.

Apropos Tradition: Balkonia ist zwar keine Katholikin, aber sie lebt in einem Katholischen Kanton und da ist es Brauch, dass man am ersten November auf den Friedhof geht, seine verstorbenen Angehörigen und Freunde besucht, denen ein Blümchen aufs Grab legt und sich an frühere Zeiten erinnert. Ich hoffe nur, dass ich dort keinen Kürbissen begegne.

Bis bald, Eure Balkonia