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Gastkolumne Oktober 2003

 Ersten: Normalerweise melden sich Handwerker an, kommen aber nicht. Balkonia tigert dann den ganzen Tag untätig durch die Wohnung – weil sollte man ja bereit sein, wenn die netten Leute plötzlich doch kommen; Kaffee kochen und so. Denn wenn man lieb zu ihnen ist, kriegt man sie eventuell sogar ein zweites Mal, sollte man sie nochmals benötigen.

Zweitens: Normalerweise versprechen Handwerker, dass sie morgens um sieben kommen. Aus Erfahrung weiss ich allerdings, dass diese Fachleute – vorausgesetzt, sie kommen dann doch – irgendwie Mühe haben mit Uhrzeit ablesen; also steht man besser schon eine Stunde früher auf, man weiss ja nie. Am Vorabend früh ins Bettchen, damit man um sechs Uhr in der Frühe nicht total verknittert aussieht. Handwerker haben schliesslich ein Anrecht auf eine ausgeschlafene, gutgelaunte Kaffeeköchin.

Na, so nach einer Woche vor-Mitternacht-ins-Bett-hüpfen, gibt man es auf und wagt eine liebe Freundin, mit der Balkonias regelmässig versumpfen, einzuladen. Es ist immer so gemütlich mit unserer Cornelia; wurde glaub so morgens um vier. Um sieben klingelt es: Ein total ausgeschlafener Jugoslawischer Secondo ist bereit, den Bewegungsmelder fürs Licht zu reparieren. Die Secondos haben ja so ihre eigene Sprache – im Wallis und im Bündnerland fallen sie wahrscheinlich weniger auf, aber für uns Luzerner sind sie doch etwas anstrengend. Total verkatert versteht man aber eh nur noch Bahnhof – und irgendwas mit Sicherungskasten. Der nette junge Elektriker hat meinen Zustand sofort erkannt und dann sehr deutlich «Keller» gesagt; Balkonia hat sogar den Kellerschlüssel gefunden und nach einer Weile ist ihr auch wieder eingefallen, wie unsere Kaffeemaschine funktioniert. Das Ding ist relativ militant, erteilt dauernd Befehle wie «Wartung drücken» und so, oder «Trester leeren!». Aus Trester macht man glaub Grappa. Kaffeemachen ist irgendwie anstrengend.

Am Samstag kommen keine Handwerker, da kann man gemütlich auf den Markt gehen und Gemüse, frische Kaninchen oder Hühnchen kaufen – falls man solche zur Zeit denn findet. Alle Stände zugedeckelt mit Kürbissen... Kleine, riesige, obszön geformte, alle ziemlich bunt dieses Jahr. Essen kann man die wenigsten von denen. Von ihren glücklichen Käufern – meistens Männer – werden sie dann stolz an der Bartheke im «Bodu» verglichen. Wer hat den unanständigsten, den grössten oder den buntesten? Ist ziemlich interessant, welcher Mann welchen Kürbis gekauft hat. Balkonia stellt sich dann immer deren Wohnung vor, wahrscheinlich haben die mit den farbigen Dingern geblümte Bettwäsche, aber da kann man sich täuschen. Männer haben ja den Hang Unsinniges zu tun oder können Sie sich vorstellen, dass eine erwachsene Frau sich ihr Hirn verkleistert um das Problem der Weichenstellung an einer Modelleisenbahn zu lösen. Frauen gehen in der Regel auch nicht angeln, man fängt ja eh nichts und wenn, dann eher unpraktische Fische mit viel Gräten. Frauen stricken, häkeln, kochen, während Männer Briefmarkenalben anlegen. Völlig klar, dass Kürbissammeln Männersache ist. So, jetzt ist die Balkonia mal so richtig sexistisch geworden, aber keine Bange, Kaspar hat keine Kürbisse angeschleppt, traut er sich wohl nicht.

Hier bei uns auf dem Balkon blüht nach wie vor die Azalee aus Arlesheim, die Zitronen sind gelb geworden. Ein etwas merkwürdiger Herbstbeginn. Der Weinbauer von Luzern meint, seine Trauben seien etwas vertrocknet, seine Frau Veronika backt jetzt Rosinenkuchen. Gestern habe ich die ersten heissen Marroni am Stand an der Reuss gekauft, dort sind sie am besten. Normalerweise wärmt man sich ja die Fingerchen an der mit den Marroni gefüllten Papiertüten auf – zur Zeit eher lästig. Aber liebste Leserinnen, liebste Leser, geniessen wir diesen Herbst, er ist wunderschön... trotz Kürbissen.

Bis bald und auf gut zusammen Kirschenessen, Eure Balkonia

 

Viel liebe Grüsse und bis bald, Eure Balkonia