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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Oktober 2005

Endlich wird es Oktober! Dann kommt die „Määss“ aufs Inseli nach Luzern. Dort kann man viele Sachen kaufen, die es sonst nicht im Sortiment gibt. Fuss-Salbe die man auch zum Zähneputzen benutzen kann, Spezialnussknacker für Paranüsse und andere praktische Dinge, die kein Mensch wirklich braucht. Am liebsten steht Balkonia am Stand vom Marktschreier der so eine Art Gemüseverarbeitungs-maschine verkauft. Da werden Rüeblis geraffelt, Gurken zu Juliennes verarbeitet und Kartoffeln ganz fein gescheibelt fürs Gratin. Alles ohne Strom, Handarbeit pur, die mit Links geht. Vor allem Männer kaufen dann das Gerät, Männer sind uns Frauen ja bekanntlich technisch überlegen und wissen, was wir wirklich brauchen.

Johann, genannt John, 58 Jahre alt, Lehrer am Töchtergymnasium für Latein und Französisch, verheiratet, zwei Töchter, hat sich so eine Schachtel mit den Plastikteilen gekauft. Selig hat er sich dann durchs Chilbigetümmel gewühlt, ist in die Gemüseabteilung der Migros gegangen und hat sich dort nebst Chabis und Karotten, Sellerie und Gurken auch drei verschiedene Fertigsalatsaucen gekauft, ist nachher sehr zufrieden im Stadtkeller an der Bar gelandet und hat dort drei Herrgöttli getrunken. Von dort aus hat er seine Frau angerufen: „Schätzi, ich komme gleich, koche nichts, ich mache das Z’nacht heute“.

Zuhause hat er einen ihm eher fremden Raum der Wohnung betreten. Gwundrig Küchenschubladen und Schranktürchen geöffnet, eine Flasche Sherry gefunden und seiner ziemlich entnervten Frau einen Apéro gebracht, was die auch nicht sehr beruhigt hat.

Auf dem Keramikkochfeld wurden dann die verschiedenen Teile ausgebreitet, er hat sich am Messer für die Kartoffelgratinscheiben den Daumen aufgeschlitzt, zwei Fingernägel brachen ab beim Versuch die Kleber von den Teilen zu entfernen, einer riss ein als er einhändig versucht hat eine Bierdose zu öffnen. Mit dem Daumen im Mund und der Lesebrille auf der Nase hat John dann die Gebrauchsanweisung der neuen Errungenschaft studiert. Er hat sich erinnert, dass der kleine dicke Marktfahrer eigentlich keinen besonders intelligenten Eindruck auf ihn gemacht hatte, eine Herausforderung mehr für den Lateinlehrer mit Doktortitel.

Das weitere Desaster in der Küche möchte Balkonia ihren Lesern ersparen. Nachdem der Vorrat an Pflastern aufgebraucht war, hat John sein Schätzi ins Restaurant eingeladen. Auf Salatteller hatte niemand von beiden Lust, auf Tatar auch nicht, was genau sie dann gegessen haben weiss Balkonia nicht, wahrscheinlich Risotto oder so.

Balkonia wünscht allen einen unfallfreien Oktober mit heissen Marroni und Magenbrot, ich geh jetzt zum Zahnarzt, hab eine Plombe in eine gebrannten Mandel versenkt und beide verschluckt.

Bis bald

Eure Balkonia