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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Oktober 2006

Vor ein paar Wochen hat das Tagi-Magazin einen Bericht über Luzern gebracht. Toll, fand die Journalistin, bereits am Bahnhof merke man, dass es in Luzern vor allem gemütlich ist. Was überall auf der Welt gilt – nämlich links gehen, rechts stehen – wird in Luzern nicht zur Kenntnis genommen. Die Rede ist von Rolltreppen. Der quirlige Zürcher muss sich hier sofort daran gewöhnen, dass Rolltreppen nicht begangen werden. Dort lümmelt man links wie rechts drauf rum, schliesslich hat diese Treppe ja einen Motor. Wehe wenn der nicht funktioniert, dann müssen wir das Treppensteigen neu erlernen. Balkonias Schwester meint, das liege an der Stufenhöhe, die sei nicht gäbig – was absoluter Blödsinn ist, das gleiche Phänomen gilt nämlich auch für Rollbänder. Rollt das nicht, gibt es Massenauflaufunfälle mit Schwerstverletzten,  nur weil niemand auf einem nicht rollenden Rollband gehen kann. Die meisten der vorübergehend Gehbehinderten werden von Rucksäcken erschlagen, weil deren Träger mit der Situation nicht fertig werden, sich abrupt umdrehen, vergessen, dass sie sich ein Ungetüm auf den Rücken geschnallt haben und damit gemeingefährlich sind.

Rucksackträger sind äusserst soziale Wesen, sie treten am liebsten in Gruppen auf; zu zweit sind sie mindestens. Geht ja anders auch nicht, schliesslich kann man sein Gepäckstück nicht selbst bedienen. „Liebling, bitte hol mir das Portemonnaie raus, das ist oben links“. Während sie daraufhin an Reiss- und Klettverschlüssen rumfummelt, bemerkt sie, dass sie ihrereseits dringend ein Kleenex braucht – das befindet sich bei ihr unten rechts am Rücken. So entstehen die gemütlichen Fussgängerstaus in Luzern, welche unermüdlich mit Opern, Vivaldi und El Condor Pasa von Strassenmusikanten unterhalten werden.

So, liebe Leser und Leserinnen, jetzt wird Balkonia ihr Fleischmesser schleifen und aus dem heimeligen Luzern ein Ort des Grauens machen, Kaspar hat versprochen mir zu helfen. Er wird den „Franco“ – das ist der Strassenmusikant mit den Opern – festhalten und ich werde versuchen die  Stimmbänder dieses Sängers zu durchtrennen.EndeText  Kolumne

Bis bald, wahrscheinlich aus dem Untersuchungsgefängnis oder schon aus "Hindelbank".
Eure Balkonia