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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Oktober 2007

Anfang Text Kolumne „Balkonia, lass uns ins KKL nach Uffikon fahren, dort werden wir viele Unterschriften fürs Referendum kriegen“, meint mein Liebster und ich stelle erstaunt fest, dass er an einem Sonntagvormittag total rausgeputzt ist. Normalerweise lümmeln wir dann hier zu Hause rum, hören uns das „Persönlich“ am Radio an, lesen Zeitungen, kämmen die Katzen und das alles in Freizeitbekleidung.

Ich versuche Kaspar davon zu überzeugen, dass das KKL in Luzern am linken Ufer steht und nicht in einer Luzerner Gemeinde namens Uffikon. Wie meistens hat Kaspar recht, es gibt auch ein KKL in Uffikon. Nach einer halben Stunde Fahrzeit und fast drei Herzinfarkten erreicht Balkonia das ländliche KKL. Ich klettere aus dem Auto raus und stelle fest, dass ich auf einer Wiese stehe, so richtig Wiese mit Gras und Klee und ein paar Blümchen. In der Nähe ein Bauernhaus mit Geranien, davor ein Blumengarten mit Gartenzwergen und überall steht Kunst herum. Ursula Stalder hat bekanntlich ziemlich viel Müll aus den Lagunen von Venedig gesammelt, der ist jetzt in Uffikon zwischengelagert: Fischerboote, Petflaschen, angedepperte Spielzeuge und vieles mehr ist dort harmonische von der Künstlerin auf eine Wiese gelegt worden. Weiter oben grasen braun-goldene Kuschelkühe mit ihren Kälbchen, überall stehen ganz normale Bäume herum, man kann die bereist verschneiten Berge anschauen – Natur pur.

Das Anwesen ist voll besetzt von Stadt-Luzernern, die die Ausstellung von vielen unserer Künstler besuchen. Kaspar fängt fleissig an Unterschriften für unser Referendum zur Erhaltung des Luzerner Reusswehrs zu sammeln (http://www.reusswehr.info). Er ist vergnügt, fast alle unterschreiben. Balkonia setzt sich zu Freunden an einen Tisch, es ist gemütlich, es gibt selbstgemachten Most und Wein und Brot mit Käse oder Schinken. Ach, wenn doch das städtische Nouvel-KKL auch diesen Charme hätte! Ich krieg dort immer Platzangst. Alles ist vergittert oder hat gar keine Fenster. Trotz allem bin ich nach unserem Landausflug  schon sehr glücklich wieder in der Stadt zu sein. Man gewöhnt sich an die Luft hier, es riecht abwechslungsweise nach Fritieröl, Autoabgasen und Bratwurstständen, beim Kebabstand auch noch nach Knoblauch. Heimatgeruch halt.

Balkonias wünschen allen einen schönen Oktober mit viel Chilbis, dort riecht es immer fein nach Marroni und Zuckerwatte. Weiss eigentlich jemand nach was unsere Monatspflanze, die Herbstanemone, duftet?EndeText  Kolumne

Bis bald, Eure Balkonia