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Gastkolumne von Mitte Oktober 2000

 Da kommt man aus den Ferien zurück und sieht aus wie ein Poulet im Chörbli, knusprig braun gebrannt, etwas ausgetrocknet aber durchaus appetitlich. Und was ist angesagt? Rollkragenpullis und Socken! Wer im Herbst 2000 was auf sich hält trägt Rollis. Wozu waren die Strapazen am Strand wohl gut, wenn keiner sieht wie schön man plötzlich geworden ist? Na lassen wir das.

Nun gehört Balkonia zu den glücklichen Leuten, die eine Fachfrau für Sauberkeit – politisch unkorrekt heissen die hierzulande Putzfrauen – zur Verfügung hat. Von diesem weiblichen Profi (wie heissen die eigentlich? Profiteusen, Profitüren oder Profitinnen?) werde ich darauf Aufmerksam gemacht, dass es Laub auf den Balkonen hat. Das geht folgendermassen: Lala nimmt mich bei der Hand, führt mich in mein kleines Paradies und zeigt vorwurfsvoll auf den bunt bedeckten Boden der da gemütlich raschelt und herrlich duftet. Dann zeigt sie mit leidendem Blick (Lala spricht nur Albanisch) auf einen Gegenstand der in früheren Jahren wohl als Besen bezeichnet wurde. Da ich nicht völlig bescheuert bin, verstehe ich sofort: unsere Perle möchte gerne einen neuen Laubvernichter, wahrscheinlich einen mit Stiel und störrischen Borsten, der dann Jagd macht auf jedes Blättchen. Unerbittlich. Putzfrauen und Reisbesen sind sich da einig: Sauberkeit muss sein. Nach längerem Hin und Her sind sich Kaspar und ich einig, dass man auf Fachleute hören sollte und machen uns auf den Weg um so ein Ungeheuer zu erstehen. Bei Manor werden wir fündig. Im Gegensatz zum alten, der einen Stiel aus Holz hatte und vor allem von den Katzen als Kratzbaum benutzt wurde (daher das Wort "Kratzbürste") steht da ein Besen mit knallrotem Plastikstiel. Der wird Lala gefallen, da sind sich Kaspar und ich schon wieder einig. 5.95 kostet das neue Prunkstück. Die Preisetikette ist liebevoll auf den tollen roten Besenstiel geklebt und damit die auch wirklich gut hält, noch mit zwei Streifen Tesafilm befestigt. Von dem billigen, den man nie wieder weg kriegt. Nachdem wir bezahlt haben, erhalten wir einen Kassenbon und der Besenstiel bekommt einen 10 cm langen Kleber verpasst, damit wir nicht versehentlich vom Hausdetektiv verhaftet werden. Zuhause haben Kaspar und ich uns dann etwa eine Stunde damit beschäftigt, die Kleber zu entfernen, was uns nicht gelang.

Während wir versuchen, unsere Fingernägel wieder einigermassen in Form zu kriegen, schweifen unsere Blicke immer wieder Richtung Besen der da so traurig rumsteht mit seinem verschmierten Stiel (Balkonia hatte irgendwann die prima Idee mit dem Nitroverdünner, was dem Lack nicht gerade gut bekam).

So, jetzt werden wir noch etwas durch unser Urwäldchen rascheln, die wahrscheinlich letzten reifen Feigen dieses Jahres pflücken – was macht man eigentlich mit einer Feigenschwemme? Für Rezepte bin ich dankbar (E-Mail) –, das noch immer blühende Rosenbäumchen loben und dann wird man sich wohl um die Winterreifen kümmern müssen. Der erste Schnee kommt bestimmt.

Bis bald, Eure Balkonia