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Gastkolumne vom September 2002

 Ich habe mir einen Badeanzug für die bevorstehenden Ferien gekauft, beantwortet Balkonia den fragenden Blick ihres Liebsten. Und was hat das Badekleid damit zu tun, dass meine Balkonia mit Gummihandschuhen bewaffnet und in einem völlig bekleckerten T’Shirt auf der Terrasse mit Schmutzwasser um sich wirft, grinst Kaspar. Das ist kein Schmutzwasser, sondern ein Textilfärbemittel, erkläre ich geduldig und damit färbe ich das ursprünglich signalgelbe Tülltuch, das ich von der freundlichen Badeanzugverkäuferin geschenkt bekommen habe, etwas dezenter ein. Und wozu braucht man so ein Tülltuch, fragt mich Kaspar und starrt verständnislos auf das jetzt an der Leine hängende Stück Stoff in Durchfallfarbe. Ich: «Das bindet man sich wie so eine römische Toga um.» Muss wohl eine besonders scheussliche Badebekleidung sein, dass man sie mit einem römischen Obergewand verdecken muss, meint Kaspar und lädt mich zum Z’nacht ins Barbatti ein.

Dankbar nehme ich die Einladung an und schmeisse meine guten Vorsätze vom Vormittag über Bord. Heute früh hat sich Balkonia nämlich daran erinnert, dass sie noch irgendwo ein ganzteiliges Designerbadekleid hat. Damals, vor fünfundzwanzig Jahren, hat das ein Vermögen gekostet und wurde immer sorgfältig gezügelt, schliesslich schmeisst man so etwas Wertvolles nicht weg. Getragen habe ich das nie mehr, war ich schliesslich nur noch an Stränden wo auch ältere Sonnenanbeter nur Badehöschen mit Schnürli zwischen den Pobacken tragen. Ob das immer toll aussieht, wollen wir hier und jetzt nicht hinterfragen. Na ja, sicherheitshalber habe ich den tollen Einteiler dann heut früh noch probiert, was gar nicht so einfach war. Irgendwie ist das Ding in den Jahren durch falsche Lagerung eingegangen oder die in Sachen Haushaltfragen damals wohl etwas unkundige Balkonia hat den Anzug zu heiss gewaschen, jedenfalls fühlte ich mich heute früh im Badedress ziemlich eingeengt. Balkonia hat dann so etwas an den Gummibändern des Anzugs gezerrt und siehe da, plötzlich wurden die Beine wieder durchblutet, bekamen ihre gesunde Farbe wieder zurück und ich konnte wieder Luft holen, allerdings sah mein Schwarzweissgestreiftes irgendwie nicht mehr sehr schick aus.

Meine Schwestern rieten mir ab, beim Produzenten der Bademode einen Garantiefall anzumelden, schliesslich hätten auch Gummibänder ein Ablaufdatum und ich solle mir mal überlegen ob ich nicht vielleicht – keine meiner Schwestern wollten mir zu nahe treten – in den letzten fünfundzwanzig Jahren ein paar Gramm an Gewicht zugelegt hätte. Das bewog Balkonia heute früh vorläufig nichts mehr zu essen, was angesichts einer Einladung ins Barbatti ziemlich blöd klingt, kann man unter einer Toga ja nicht nur grauslige Badeanzüge verdecken, sondern auch ein paar überflüssige Pfunde.

Viele liebe Grüsse und bis bald – nach den Ferien, Eure Balkonia