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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
September 2007

Anfang Text Kolumne Es gibt Dinge, die brauchen Balkonias ganz, ganz sicher nicht. Zum Beispiel: Picknickkörbe. Trotzdem, kaum sehe ich so einen im Sommerschlussverkauf im Schaufenster von «Buchecker» oder «Interio» würde ich am liebsten mein Erspartes dafür ausgeben. Beim Anblick dieser Schmuckstücke laufen bei Balkonia sämtliche alte Kitschfilme ab. Die Bergmann, Humphrey Bogart und Kathrin Hepburn, alle sassen sie in irgendeinem Film auf einer weissen Decke, waren total glücklich als sie mit dem untauglichen Flaschenöffner die winzige Weissweinflasche aufgekriegt haben; sie haben sich dann jeweils schelmisch in die Augen geschaut und die hart gekochten Eier getütscht. Im Hintergrund stand der Chevrolet Fleetmaster oder zwei grasende Pferde und die Frauen haben dem Bogart dann mitgeteilt, dass sie schwanger sind und der Humphrey war überglücklich.

Die Realität sieht anders aus. Zuerst krabbeln einem rote kleine Ameisen die Waden hoch, bevor man seinem Angebeteten mitteilen kann, dass man schwanger ist oder sich am Vortag einen süssen Hund gekauft hat. Dann schlägt der Liebste mit Fliegenklatschern um sich, damit die kalten Hühnerbeinchen nicht von den Wespen gefressen werden. Die Eier waren nicht lang genug im kochenden Wasser und das Eigelbmuster auf Hemd und Bluse sieht echt bescheuert aus. Während man versucht die Kleider wieder einigermassen stadtfein hinzukriegen – am Flüsschen unterhalb der Wiese – macht der Hund des Bauern, auf dessen Grundstück wir es uns so gemütlich gemacht haben, so richtig Ordnung im Picknickkorb.
 
Balkonia ist vernünftig, aus diesem Grund haben wir noch keinen dieser Körbe. Trotz der niedlichen Salz- und Pfefferstreuern die dort mit Lederriemchen am Deckel befestigt sind.

Unvernünftiger bin ich, wenn es um Coop-Pünktchen geht. Zwei Mal pro Jahr kriegt man pro Zehnernötli, das man dort ausgibt, einen Punkt, den man auf eine Karte kleben kann und wenn die Karte voll ist, kann man zu wahnsinnig, wirklich total wahnsinnig günstigen Preisen was kaufen, das man genau so dringend braucht wie einen Picknickkorb. Die letzte Aktion war Reisegepäck. Balkonia ist mit einer Reisetasche auf Rädern und einer Computertasche nach Hause gekommen. Kaspar durfte die Dinger auspacken. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen. «Ziemlich scheusslich», meinte er. «OK, das braun-grau-grün-schwärzlich hat mir auch nicht so gefallen, aber das Gepäck ist praktisch», gab ich enttäuscht zurück. Wir sitzen am Küchentisch und Kaspar schielt zum praktischen Messerset von einer Coop-Aktion. Das steht dort seit einem halben Jahr neben dem Herd und wird wöchentlich liebevoll von Balkonia entfettet und abgestaubt. Keines der Messer wurde je benutzt. Wir schwören auf Viktorinox!  «Ach», meint er, «wo ist eigentlich das Chinageschirr untergebracht?»  Dass ich noch ein Beauty-Case und ein Necessaire erstanden habe, werde ich ihm erst beim Packen gestehen.

Wir wünschen allen einen gemütlichen September, Balkonias gehen für eine Woche in die Ferien und das mit unserem bewährten Gepäck – die rollende Reisetasche kann man nämlich nicht aufstellen, sie kippt um, was Kaspar auf Anhieb festgestellt hat.EndeText  Kolumne

Bis bald, Eure Balkonia