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Die Pflanze des Monats August 2002:
Der Fenchel

Beim Fenchel handelt es sich um eine Gattung mit nur einer Art aus der Familie der Doldenblütler. Im feinteiligen Laub und den gelben Doldenblüten zeigt sich die nahe Verwandtschaft zum Dill. Der Fenchel wird jedoch 60 bis 120 Zentimeter, ja sogar bis zu zwei Meter hoch, trägt feine, mehrfach gefiederte Blätter und besitzt kleine, gelbe Blüten in einer schirmförmigen Dolde. Die ausdauernde Pflanze wird meist zweijährig kultiviert. Im Juli des zweiten Jahres blüht sie. Als Gartenpflanze ist der Fenchel – auch Langer Kümmel, Fenikel, Kinderfenkel, Brotsamen, Brotwürzkörner, Brotanis oder Finchel genannt – vor allem in Südeuropa, besonders in Italien, weit verbreitet. Seine Heimat erstreckt sich allerdings vom Mittelmeerraum bis nach Indien.

Die Früchte enthalten reichlich Fenchelöl, sie dienen als Gewürz und in Form von Tee als Heilmittel gegen Blähungen. Durch langjährige Kultur und Züchtung entstanden verschiedene Formen des Fenchels. Man unterscheidet den so genannten Gemüse- oder Knollenfenchel, dessen stark verdickte Blattscheiden am Grund eine Knolle bildet und roh als Salat oder gekocht als Gemüse gegessen wird, sowie den Gewürzfenchel, den man vorwiegend zur Gewinnung der Früchte anbaut. Man benützt aber auch die ebenfalls aromatischen Blätter als Gewürz, zum Beispiel. für Salate.

Aussaat: Um die langwierige Anzucht zu umgehen, empfiehlt es sich, vorgezogene Jungpflanzen zu kaufen.

Standort und Pflege: Der Boden sollte tiefgründig, nährstoffreich und kalkhaltig sein. Viel Sonne und Wärme fördern das Aroma und das Heranreifen der Fenchelkörner.

Ernte: Frische Blätter können laufend geerntet werden. Wenn die Samen im Herbst eine graue Farbe annehmen, sind sie reif: Dolden abschneiden, trocknen lassen und Samen herausklopfen.

Knollenfenchel wird einjährig kultiviert. Die Knolle wächst über der Erde. Sobald sich Knollen bilden, häufelt man die Erde bis auf halbe Höhe an, damit sie weiss und süss werden. Man erntet die Knollen etwa 15 Wochen nach der Aussaat oder 2 bis 3 Wochen nach dem Anhäufeln, wenn sie schön gerundet sind. Man reisst sie dann entweder garnz heraus oder schneidet die Knolle 2,5 Zetimeter über dem Boden ab. Aus dem Stumpf sprissen kleine Zweige von farnähnlichem Laub, das zum Würzen und Dekorieren verwednet werden kann.

Verwendung: Die Blätter dienen als Salatwürze, die Samenkörner als Brotgewürz oder Tee, der gegen Blähungen wirkt.


 Etymologie / Geschichtliches

Fenchel ist eine uralte Gewürz- und Heilpflanze und war in Europa nur im Mittelmeergebiet beheimatet. Benediktinermönche pflanzten sie im 9. Jahrhundert auch nördlich der Alpen in ihren Klostergärten an. Auch die alten Kulturen Arabiens und Chinas kannten den Fenchel. Dort wurde er bei Lungen-, Blasen und Nierenleiden angewandt. Sogar beim Biss «toller Hunde» sollte er helfen. Seit jeher hat Fenchel in der Volksmedizin und Brauchtum eine bedeutende Stellung eingenommen. Wegen seines angenehmen Geschmackes hat er sich besonders in der Kinderheilkunde bewährt.

Der Gattungsname foeniculum (lateinische Diminutivform zu foenum «Heu») bezieht sich wohl auf das Aroma von Fenchel und ist der Ursprung der Namen von Fenchel in den meistem europäischen Sprachen. Im Hindi werden Anis und Fenchel oft synonym als saunf bezeichet und auch gleichartig verwendet, obwohl Fenchel wesentlich üblicher ist. Will man Fenchel von Anis unterscheiden, dann spricht man unter Bezug auf die etwas grösseren Früchte von moti saunf «grossem Fenchel».

Der indonesische Name jintan manis «süsser Kreuzkümmel» spiegelt die grössere Bedeutung des Kreuzkümmel (als dessen Varität Fenchel empfunden wird) in der indonesischen Küche wider; derselbe Name wird übrigens auch für Anis verwendet. Ganz analoge Bildungen sind französisch aneth doux oder russisch sladkiy ukrop «süsser Dill». Alle diese Gewürze (Anis, Kreuzkümmel, Dill und noch weitere wie Kümmel) gehören zur selben Pflanzenfamilie (Apiaceae) und ähneln einander in unterschiedlichem Ausmass in Form und Geschmack.

 Wirkung und Eigenschaften:

Die Fenchelsamen enthalten bis zu 6 Prozent ätherische Öle, unter anderem Anethol und Fenchon, und das Vitamin Folsäure. Das Fenchelöl wirkt antibakteriell, löst Schleim und fördert den Auswurf. So hilft der Fenchel auch gegen heiserkeit – Fenchelhonig ist ein Geheimtipp unter Sängern. Die Inhaltsstoffe unterstützen vor allem aber Magen und Darm, befreien von Blähungen und lindern Koliken. Das ätherische Öl mildert Muskel- und Rheumaschmerzen und fördert den Milchfluss stillender Mütter.

Gegen Blähungen hilft es, vor jeder Mahlzeit eine Tasse Fencheltee zu trinken (ein bis zwei Teelöffel zerdrückte Samen in einer Tasse kochend heissem Wasser zehn Minuten ziehen lassen). Zur Unterstützung von Magen und Darm dreimal täglich eine Tasse Tee zu sich nehmen. In der Küche würzt man mit Fenchel Brot, Gebäck und Suppen, macht sie dadurch verträglicher. Ein Aufguss aus Fenchelsamen eignet sich auch für Kompressen zur Behandlung von Bindehaut- und Augenlidentzündung.

Vorsicht: Da Fenchel ein sehr nitratreiches Gemüse ist, empfiehlt es sich, ihn als Babynahrung fertig zu kaufen. Die Baby-Breie unterliegen sehr strengen Regelungen und werden häufig kontrolliert. Zu viel Nitrat kann dem Baby schaden und zu lebensgefährlicher Blausucht führen. Mütter sollten daher bei frischem, nitratreichen Gemüse Vorsicht walten lassen und Breie nicht mehrmals aufwärmen.

 Systematische Einordnung

Fenchel bildet die Gattung Foeniculum der Familie Umbelliferae (auch Apiaceae). Manche Botaniker unterscheiden mehrere Arten, überwiegend werden die verschiedenen Formen jedoch als Unterarten nur einer Art aufgefasst, die als Foeniculum vulgare bezeichnet wird. Der Gemüsefenchel heisst botanisch Foeniculum vulgare var. azoricum, der Gewürzfenchel Foeniculum vulgare var. dulce. Teilweise stellt man diese Varietäten auch zu einer eigenen Unterart mit dem Namen Foeniculum vulgare ssp. vulgare, dem Gartenfenchel.

 Ergänzungen zur
Monatspflanze:


 Viele levantinische, arabische, iranische, indische und sogar mitteleuropäische Rezepte verlangen eine kleine Menge Fenchel, und Fenchel ist auch ein Hauptbestandteil des chinesischen Fünf-Gewürze-Pulvers und des bengalischen panch phoron.


 Verdauung leicht gemacht: Seit alter Zeit gilt Fenchel als Stärkungsmittel und im Mittelalter kaute man das Kraut um Magengeräusche während der Predigt in der Kirche zu unterdrücken. Jede Mutter kennt die Wirkung des Fenchels bei ihrem Säugling bei Blähungen. Falls sie ihn selbst einnimmt, wird die Milchbildung, wenn gleichzeitig viel Wasser getrunken wird, noch stimuliert und die entblähende Wirkung kann über die Muttermilch auf das Kind übertragen werden. Fenchel löst Krämpfe und den Auswurf bei Bronchitis. Die ätherischen Öle (wie Estragol, Anethol), Flavonoide (wie Rutin), sind krampflösend, entzündungs-hemmend und harntreibend. Zwei bis drei Fenchel-Kapseln, und die lästigen Blähungen lassen Sie in Ruhe. Wo Abführmittel versagen, kann Fenchel vielleicht helfen. Nach dem Essen dient er auch der Beruhigung.


 Zur pharmazeutischen Nutzung werden die braunen, reifen Dolden abgeschnitten und ausgeklopft, wodurch der Samen herausfällt.