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Die Pflanze des Monats Dezember 2005:
Die Stechpalme

Herbst, das Laub der meisten Bäume und Sträucher hat die Farbe gewechselt, hin zu feurigem Rot bis goldenem Gelb – ein schöner Anblick. Doch nun, mit dem Einzug des Winters fällt das Laub, die Bäume sind kahl. Eine etwas trauriges Bild. Wenn da nicht die immergrünen Laubgehölze wären wie beispielsweise die Stechpalme. Ihr Laub ist attraktiv geformt und ihre roten Beeren beleben die Natur.

Nicht nur die Natur: Ohne die Stechpalme hätte es die Geschichten von Asterix und Obelix vielleicht nie gegeben. Die römischen Feldherren wählten den Umweg über Gallien nämlich nur, weil die Wälder Germaniens von undurchdringlichen Dickichten aus Stechpalmen voll waren und den Soldaten buchstäblich in die Augen stachen.

Stechpalme ist allerdings nicht gleich Stechpalme. Aus gibt eine ganze Reihe von Arten und Sorten, die sich in Wuchs und Belaubung teils stark unterscheiden. Die heimische, die so genannte Gemeine Stechpalme (Ilex aquifolium) – kann, wenn sie nicht zurück geschnitten wird, vier bis sechs Meter hoch und kann mehrere hundert Jahre alt werden.

Von April bis Juni bildet die Pflanze viele kleine weisse Blüten. Wenn Stechpalmen im Herbst Früchte tragen sollen, empfiehlt es sich, mehrere Pflanzen als Gruppe zu setzen, denn die meisten Arten und Sorten sind zweihäusig. Das heisst, sie tragen männliche Blüten auf der einen und weibliche auf einer anderen Pflanze.

Arten/Sorten:

Die Gemeine Stechpalme ist die wohl bekannteste Art, die in Europa, Nordafrika und Westasien verbreitet ist. Von ihr gibt es viele Ziersorten mit sehr unterschiedlich geformtem sowie bunt gemustertem Laub.

Eine weitere Gartenpflanze ist die Amerikanische Stechpalme mit glanzloseren, weniger spitzen Blättern. Sie stammt aus dem Osten der Vereinigten Staaten, wo sie derart intensiv gesammelt wurde, dass sie in mehreren Staaten unter Naturschutz gestellt werden musste, um den Bestand zu erhalten.

Zu den bekannteren Laub werfenden Arten zählen vor allem zwei, die ebenfalls im Osten der Vereinigten Staaten ihre Heimat haben und dort unter dem Namen winterberry bekannt sind. Man verwendet sie gerne als Vasenschmuck, da ihre roten oder orangeroten Beeren sehr lange halten.

Eine weitere Art, die an der dortigen Ostküste auf sandigen Böden vorkommt und etwa 60 bis 120 Zentimeter hoch wird, ist die Tintenbeere (englisch inkberry). Sie wird wegen ihrer tiefschwarzen Früchte so genannt.

Die einzige Nutzpflanze unter den Stechpalmen ist der südamerikanische Mate-Teestrauch, dessen Blätter zur Herstellung des anregenden Mate-Tees verwendet werden.

Mehr zu den Sorten: www.gartenfreud.ch

Standort

Schatten- bis Halbschattenpflanze; bevorzugt frische bis mässig trockene, mässig nährstoff- und basenreiche, sandige oder steinige Lehmböden; gedeiht v. a. in wintermilden Klimalagen.

Besonders gern mag die Stechpalme humose, durchlässige Böden. Sie wächst aber auch auf frischen, humosen Sandböden. Relativ weite pH-Wert-Bereiche toleriert die Art Ilex aquifolium. Allerdings reagiert sie mit verstärktem Blattfall auf zu viel Wasser und zu geringe Luftfeuchtigkeit und Hitze.

Pflanzorte im Garten: in eher schattigen Wildhecken und Strauchgruppen, als Einzelstrauch oder -baum; sehr gut im Unterstand von Baumgruppen geeignet; guter Sichtschutz.

Tipp: Die Früchte der Stechpalme bilden sich nur, wenn weibliche und männliche Pflanzen zusammenstehen.

Pflege

Einmal angewachsen ist die Stechpalme absolut pflegeleicht. Ein geschützter, leicht schattiger Standort ist dazu allerdings wichtig. Eine Kompostgabe zur Düngung dankt die Pflanze mit gesundem Wachstum.

Tipp: In Trockenzeiten muss der Strauch gründlich gewässert werden. Allerdings reagiert sie mit verstärktem Blattfall auch auf zu viel Wasser.
 
Verwendung

Als Sichtschutz-Pflanze, zur Unterpflanzung von Bäumen und als winterlicher Farbtupfer ist die Stechpalme sehr gefragt. Beliebt ist sie aber auch, weil sie im Sommer den Bienen und im Winter den Vögeln Nahrung bietet. Geschnittene Zweige mit Fruchtbesatz eignen sich zudem vorzüglich als langlebiger, vorweihnachtlicher Schmuck.

Die giftigen Früchte wurden früher gegen Verstopfung und Epilepsie verwendet. Die gerösteten Samen dienten als Kaffee-Ersatz.
 
Hieronymus Bock berichtet, dass die Stechpalme oder Walddistel, wie er sie nennt, bei Seitenstechen verwendet wird. Die Pflanze galt im Mittelalter als Zauber abwehrend. Dazu Adam Lonitzer: "Der gemeine Mann glaubt / dass die geweihete Zweige dieses Baumes über die Thür gelegt / dass Hauss vor dem Donner bewahren soll."
Tabernaemontanus empfiehlt die den "Stechbaum" bei Husten und Seitenstechen sowie bei Beulen und Brüchen.
Die Volksheilkunde nutzte die Pflanze als abführendes und fiebersenkendes Mittel, was oft Vergiftungen nach sich zog. (Quelle: www.botanikus.de)


 
Achtung: Die Früchte und andere Pflanzenteile sind giftig!

Die Blätter und Früchte der Stechpalme enthalten das giftige Alkaloid Theobromin und ein Glykosid mit Saponin-Eigenschaften und die Farbstoffe Ilixanthin und Rutin. Als tödliche Dosis für Kinder wird der Verzehr von 20 bis 30 Beeren angegeben.

Der Verzehr einiger Früchte und weiterer Planzenteile kann zu Leibschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder auch Durchfall zur Folge haben. Gelegentlich treten Bewusstseinsveränderungen auf. In älteren Literaturangaben wurden auch Todesfälle beschrieben.

Giftpflanzen im Wald und auf der Wiese

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Systematische Einordnung / Name

Stechpalmengewächse heissen botanisch Aquifoliaceae, Stechpalmen bilden die Gattung Ilex. Der botanische Name der Gemeinen Stechpalme lautet Ilex aquifolium, der der Amerikanischen Stechpalme Ilex opaca. Die beiden amerikanischen, Laub werfenden Stechpalmen heissen Ilex verticillata und Ilex laevigata, die Tintenbeere heisst Ilex glabra. Der Mate-Teestrauch trägt den Namen Ilex paraguariensis.

Gemeinde Stechpalme wird regional auch Hülse/Hulstbaum genannt. Das bekannteste Stück Hülsenholz ist Johann Wolfgang von Goethes Spazierstock; er steht noch immer im Goethehaus in Weimar. Und im "Herrn der Ringe" ist das fiktive Land "Hulsten" ("Hollin" im engl. Original) Herkunftsland der Elbenringe.

 Ergänzende Infos:


Es gibt etwa 400 Arten von Stechpalmen- Gewächsen – eine immergrüne, kleine Bäume und Sträucher umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Spindelbaumartigen. Die grösste und wichtigste Gattung bilden die Stechpalmen.

Sie wächst vor allem im Mittelmeergebiet, in Mitteleuropa, in den Alpen bis zur Höhe von 1200 m und wird häufig als Zierpflanze in Gärten, Anlagen und auf Friedhöfen angepflanzt.


Die Stechpalmen weisen getrennt geschlechtige, also rein männliche und rein weibliche Blüten auf. Diese sind ziemlich klein, ihre Kelch-, Kron- und Staubblätter erscheinen meist zu viert oder acht und sind entweder weiss oder grünlich gefärbt und duiften
nach Honig.
Blütezeit: April bis Juni/Juli


Die Blätter sind ledrig nud in der Regel gezähnten – aber nicht immer.


Die Früchte reifen im Herbst. Sie sind kugelig bis eiförmig, beerenähnlich, zuerst grün, dann korallenrot.

Quellen: Microsoft Encarta 2005, «Mein schöner Garten», diverse Websites zum Thema (mit jeweiliger Verlinkung)