zurück: Fenster schliessen

Waldmeister
Foto: P. Schütz

Die Pflanze des Monats Juni 2008: Waldmeister

Für die Franzosen ist er die "Königin der Wälder" (reine des bois) und ein "schöner Stern" (belle étoile). Bei uns wird er nur Waldmeister (Galium odoratum), Maikraut oder Waldmännchen genannt und gehört zur Familie der Krappgewächse, die in Mittel- und Nordeuropa vorkommt.
Dass die Franzosen diesen 25 Zentimeter hohen Wicht geradezu verehren, liegt wohl an seinem lieblichen Vanille-Duft, der von dem in der Pflanze enthaltenen Cumarin ausgeht. Die Pflanze entwickelt ihren angenehmen Geruch aber erst beim Welken. Vor allem auf nährstoffreichen Böden in naturnahen Buchenwäldern bildet der Waldmeister im Mai grosse duftende Teppiche. Da err keine volle Sonne verträgt und leicht feuchte Böden liebt, gedeiht er vor allem in Lauberde unter Bäumen und Sträuchern. Seine Blüten sind weiss und sternförmig.

nach oben

Pflanzung

Standort/Boden: Waldmeister liebt einen halbschattigen bis schattigen Standort mit kalkhaltigem, mässig feuchtem Boden unter Bäumen und Sträuchern, entlang eines Gehölzbestandes, nordseitig vor Wänden.

Wuchs/Blüte: Der Waldmeister wächst kompakt und bildet lockere bodendeckende Teppiche, geht 15 bis 60 cm in die Breite und wird rund 25 cm hoch. Die sternförmigen, weissen Blüten erscheinen von April bis Juni. Das Kraut kann kurz vor der Blüte im Mai geerntet werden.

Vermehrung: Aussaat und Teilung im Frühjahr. Wenn sich Stauden zu sehr ausgebreitet haben,
innen verkahlen oder nicht mehr richtig zur Blüte kommen, sollte man sie Teilen. Mehr dazu hier...

nach oben

Verwendung/Wirkung

Der Wirkstoff Cumarin verleiht Likör, Pudding, Eis und der beliebten Maibowle ein charakteristisches Aroma und wirkt anregend. Doch Vorsicht: Ein Glas zuviel von der süffigen Bowle kann starke Kopfschmerzen verursachen! Die Pflanze ist nämlich, in grösseren Mengen genossen, leicht giftig. Bei der Zubereitung reichen drei Pflanzen pro ein Liter Bowle.
Waldmeister eignet sich überdies für die Zubereitung von Tee (nicht mehr als zwei Tassen täglich!). Und im Kleiderschrank vertreibt sein Duft die Motten.
Waldmeister wirkt beruhigend und krampflösend, er stärkt das Herz und ist ein Heilmittel für Leber und Galle. Er ist harntreibend und entzündungshemmend. Wirkt gegen Ödeme, Krampfadern und Venenentzündungen. Seine beruhigende Wirkung hilft besonders bei Migräne, Nervosität, Angst und Herzklopfen. Er ist wurmtreibend.

Früher wurde die wohlriechende Pflanze auch zum Füllen von Betten benutzt. Der im Mittelalter gängige Name "Frauenbettstroh" für Waldmeister existiert heute noch in den Niederlanden. Schliesslich soll stark duftender Waldmeister ein Anzeiger für aufkommenden Regen sein und zusammen mit Minze und Huflattich eine geeignete Räuchermischung ergeben. Warum er früher allerdings als Zauberpflanze galt, die Hexen vertreiben konnte, steht in den Sternen. (Quelle und mehr dazu hier...)

Im Mittelalter sollte ein Armband aus Waldmeister vor Hexen in der Walpurgisnacht schützen, sowie vor dem bösen Blick. Trank für die Hochzeitsnacht. Bestandteil der Bettstrohkräuter, die in Matratzen oder Kissen gefüllt wurden, um die Geburt zu erleichtern und Mutter und Kind schützen. (Quelle und mehr dazu hier...)

Das Kreuz der einzelnen Blüte soll der Ursprung des Schweizer Kreuzes sein. Der Kräuterpfarrer Johann Künzle erblickte in den Blüten ein Kreuz und versprach, dass der liebe Gott die Schweizer nicht verlassen werde, solange sie das Kreuz hochhielten. (Quelle und mehr dazu...)

Wirkstoffe: Iridoide, Cumarin, Gerbstoffe, Anthrachinone, Flavonoide, Bitterstoffe

nach oben

Waldmeisterbowle

Bereits im Jahr 854 wurde sie vom Benediktinermönch Wandalbertus aus dem Kloster Prüm zum ersten Mal erwähnt. Man braucht dafür die folgenden Zutaten:
eine Flasche Weisswein

Zubereitung:

nach oben

Waldmeister-Sabayone

Man nehme:

Zubereitung:

Waldmeister mit Zitronen- oder Limettensaft etwa 1 Stunde im Weisswein marinieren. Anschliessend alles durch ein feines Sieb passieren. Die Eier mit dem Zucker und dem Waldmeisterfond verrühren und über dem Wasserbad zu einer schaumigen Sabayone schlagen.

nach oben

Marinierte Erdbeeren mit Waldmeister

Man nehme

Zubereitung:

Die Erdbeeren waschen und abzupfen, grosse Beeren zerkleinern. Den Waldmeister abwaschen, die Blättlein abzupfen und grob hacken. Mit dem Holunderblütensirup, dem Limettensaft, dem Rohzucker und den Erdbeeren vermischen. Alles zugedeckt im Kühlschrank mindestens eine Stunde ziehen lassen. Der Holunderblütensirup kann auch durch 3 Esslöffel Weisswein ersetzt werden.

nach oben

Systematische Einordnung / Name

Der Waldmeister gehört zur Familie Rubiaceae und heisst wissenschaftlich Asperula odorata.

Duft-Labkraut, Gliederkraut, Halskräutlein, Herzfreude, Herzfreund, Jungfrau Maria Kraut, Leberkraut, Mäschtee, Maiblume, Maikraut, Maitrankkräutel, Meeske, Meserich, Sternleberkraut, Tabakskraut, Teekraut, Waldmännchen, Waldmutterkraut, Waldleberkraut.

Weblinks/Quellen:

nach oben


Ergänzende Infos

Waldmeister
Legende Wenn Waldmeister besonders stark duftet, steht Regen angeblich bevor.

Teppich mit Waldmeister im Buchenwald
Legende Waldmeister bildet meistens grössere Teppiche.

Waldmeisterblüte
Legende Der Waldmeister ist eine hübsche Pflanze mit sternförmigen Blättern und weissen Blütendolden, die vorwiegend im Kräutergarten und zur Beetrand-Bepflanzung eingesetzt wird.

Scheinwaldmeister
Legende
Der Scheinwaldmeister (Phuopsis) hat purpurrosa Blüten, von Mai bis Juli.

Quellen: Microsoft Encarta 2005, «Mein schöner Garten», diverse Websites zum Thema (mit jeweiliger Verlinkung)