zurück: Fenster schliessen

Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
Juli 2005

„Liebster Kaspar“ bettelt Balkonia, „Du bist doch grad in Rothrist, da könntest Du doch Blümchen mitbringen und wir könnten die Fensterbänke in Richtung Kapellgasse bunt gestalten.“

Kaspar erklärt mir geduldig, dass wir dort, mitten in der Luzerner Altstadt, keine Geranien oder so pflanzen können, weil dort nie ein Regentropfen hin findet und wir nicht tränken können ohne entweder die Sonnenstore vom Body Shop oder harmlose Passanten zu bekleckern. Er erklärt sich jedoch bereit für eine künstliche Blumenpracht zu sorgen.

Abends „pflanzen“ wir grosszügig Hortensien, Mohnblumen, Geranien und was ihm sonst so gefallen hat in Rothrist. Die Woche zuvor hatte Balkonia die Hausfassade mit einem Besen von sämtlichen Spinnhuppelen befreit und wir gehen nun runter auf die Gasse und sehen uns unser fast neues und jetzt beblümtes Haus an. Passanten bleiben stehen und freuen sich mit uns über den Anblick. Zwei Japaner haben sogar ein Foto davon gemacht.

Seither wird Balkonia von den älteren Altstadtbewohnern zum Kaffee eingeladen, weil es doch so schön sei, dass ein junges Pärchen – für die sind wir so knapp aus der Schule entlassen – die Arbeit der Blumenpflege auf sich nimmt. Mit schlechten Gewissen öffnet Balkonia morgens die Fenster, fummelt etwas an den Plastikblättern rum, winkt freundlich unseren Nachbarn über die Gasse zu und giesst liebevoll virtuell Hortensien und Co – aus einer leeren Giesskanne. Ich hoffe nur, dass nie wer Junges hier rauf schaut. Die sehen noch besser, interessieren sich in der Regel aber nicht für das, was oberhalb der Schaufenster stattfindet, die Gefahr ist also nicht sehr gross.

Unsren Katzen geht es gut. Nur Koschka ist etwas heiser von der ewigen Faucherei oder von der Klimaanlage, eventuell tut das Geknurre den Stimmbändern auch nicht gut, die Idee, einen Katzenpsychologen ins Haus zu bitten haben wir verworfen, Hustenpastillen verweigert sie, so warten wir geduldig ab bis sich die drei zusammenrappeln, unsere gute alte Tyrannin ihre Stimme wieder richtig in den Griff bekommt und erneut so wird wie sie immer war: friedlich, faul und immer etwas müde. Herr Holzer hat gesagt, bei seiner habe das sechs Jahre gedauert. Kann ja heiter werden.

Balkonias wünschen allen einen schönen neuen Monat, lasst Euch nicht von getürkten Blümchen täuschen oder freut Euch an denen genau so wie an echten – apropos: Der Blumenkohl ist keine Blume...

Bis bald

Eure Balkonia