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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
März 2002

 Wo sind die Katzen?, wird Balkonia am Frühstückstisch gefragt. Normalerweise streichen die beiden Büsis Kaspar und mir morgens schnurrend um die Beine, in der Hoffnung einen Schluck Kafirähmli zu ergattern. Och, die werden schon kommen, weit können sie ja nicht sein, antworte ich unauffällig. Nun haben Katzen ja bekanntlich ein unwahrscheinlich gutes Gehör und verstehen entgegen der Meinung von Nichtkatzenkennern jedes Wort, weshalb ich zum Bleistift greife, um Kaspar schriftlich mitzuteilen, dass ich mit den Miezen zum Tierarzt müsse. Na, dann werde ich dir mal helfen, die Tierchen zu suchen, gibt sich mein Schatz gutgelaunt und wir klappern gemeinsam sämtliche Schlupfwinkel der Katzen ab. Nach gut einer halben Stunde haben wir die sich heftig wehrenden Kätzchen in ihren Transportkisten, aus denen sie uns laut protestierend die gemütliche Kaffeerunde vermiesen. Weshalb, werde ich von Kaspar gefragt, musst du eigentlich mit den beiden zum Arzt? Na, so vorsorglich, antworte ich ausweichend, schaue auf die Uhr und weiss, dass Kaspar jetzt das Haus verlassen muss, weil sein Zug gleich abfährt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er meine Sorgen um die Büsis nicht verstehen würde und setze meine Hoffnung auf den Tierarzt.

Liebster Herr Doktor, den beiden laut schimpfenden Miezen fehlt was, versucht Balkonia dem offensichtlich begriffsstutzigen Tierarzt beizubringen, obwohl, das muss ich zugeben: die Zwei machen einen äusserst robusten und gesunden Eindruck. Aber wie lange noch? Herr Doktor, sage ich geduldig, es ist doch so, dass Mensch und Tier, fangen sie, aus welchem Grund auch immer, mit einer Antibiotika-Kur an, den Packungsinhalt unbedingt fertig schlucken müssen, sonst gibt das schwere gesundheitlich Schäden. Dass sei grundsätzlich richtig, gibt der Arzt etwas unwirsch zu, aber seines Wissens habe er den beiden Büsis in letzter Zeit kein Antibiotikum verschrieben, wo das Problem sei? Er wirft einen besorgten Blick auf die inzwischen randalierenden Tiere und fragt mich, ob ich die Biester festhalten würde, falls er sie untersuchen müsse. Darauf können wir vielleicht verzichten, sage ich, allerdings müssen sie mir dann genügend Medikamente mitgeben, damit ich die Kur korrekt abschliessen könne. Was für eine Kur, werde ich gefragt. Na, ein Kilo und zweihundert Gramm Hühnchenfleisch aus China in den letzten drei Tagen, gebe ich dem immer hässiger aussehenden Arzt Auskunft. Der erbleicht. Hören sie Balkonia, sagt er, ich betreue etwa tausend Haustiere, die eventuell von diesem Fleisch gefressen haben, wenn die Hälfte der Besitzer dieser reizenden Kätzchen und Hundlis ihre Zeit damit verplempern können... Balkonia schleppt die beiden Büsis raus, an der Eingangstüre hängt jetzt ein Pappschild "Praxis bis 10. März geschlossen".

Zuhause serviere ich den beiden Tieren je eine Portion Sheba. Aus der Fernsehwerbung habe ich gelernt, dass es Katzen schätzen, wenn ihr Sheba-Menu mit einem Sträusschen Peterli garniert wird. Leider liegen im Kühlschrank nur noch ein paar schlappe Blätter Basilikum rum, die ich aber liebevoll auf das Fressen anrichte. Weder Daisy noch die eigentlich immer hungrige Koschka nehmen auch nur einen Happen. Sie sitzen da und schreien nach Pouletfleisch.

 

Bis bald, Eure Balkonia