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Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
März 2005

Zur Zeit ist Schuhputzen ein Thema. Der kurze Gang zum Kiosk reicht aus, um die Fussbekleidung mit einer dicken Schicht aus Schlamm, Salz und – nach wie vor – Konfetti zu überziehen. Neun von zehn Schuhcremetuben oder Dosen sind eingetrocknet oder die Schwämmchen oben bröseln ab und hinterlassen klebrige Häufchen auf dem Leder, jedenfalls dann, wenn sie noch Schuhpasta durch das kleine Loch lassen. Balkonia hat dann versucht die Tuben hinten aufzuschneiden und sich dabei die schwarze Schmiere dick unter die Fingernägel gepappt, schlussendlich völlig entnervt den unbrauchbaren Vorrat in den Müll geworfen, den Lift mit alten Zeitungen ausgelegt und die verschlammten Stiefel wieder angezogen um Schuhpflege einzukaufen.

Schwarz, dunkelbraun und farblos gibt es fast überall. Balkonias Stiefel sind hellgrau und mit farbloser pflegender Creme nicht mehr beizukommen. Salz greift Leder ziemlich an! Bei Balkonias Schuster habe ich wenigsten was Geeignetes für Schwarz und hellbraun gefunden und auf dem Weg zur Migros wunderschöne hellgraue Schuhe bei Bally im Schaufenster entdeckt. Na, hab ich mir gedacht: Da kriegst du, was man braucht. „Hellgrau?“ hat mich der junge Verkäufer mit blitzblanken schwarzen Schuhen gefragt, „hellgrau, wer trägt denn so was?“

Auf dem Weg zur Migros steht auch das „Vögele-Moden-Haus“. Balkonia war dort noch nie drin. Mir reicht die Werbung von denen vor Meteo-Schweiz; Balkonia ist geneigt, denen die Schuld am miesen Wetter in die Schuhe – wortwörtlich – zu schieben. Aber aus Liebe zu meinen Hellgrauen überwinde ich mich und betrete – links und rechts von Sonderangeboten flankiert – das Bekleidungswarenhaus. Die Schuhabteilung ist im zweiten OG, auf der Rolltreppe vor und hinter mir nur Frauen mit Kopftüchern, wahrscheinlich exportiert die Türkei diese Dinger in die Schweiz, jedenfalls haben Balkonias diese Art Kopfbekleidung in der Südtürkei nur anlässlich folkloristischen Darbietungen gesichtet. Nun ja, der Ausflug in diese Welt hat sich gelohnt. Riesige Auswahl an Schuhcremes, wahrscheinlich sind Kopftuchträgerinnen die letzten Menschen in der Schweiz, die noch Schuhe putzen.

Die Brücke zu unserer Monatspflanze, dem Frauenschuh, ist unübersehbar. Balkonia hatte vor Jahren mal einen Lebensabschnittspartner, der mir – etwas angesäuselt – gestand, dass er auf tolle Schuhe abfahre. Ich hab mir dann nachdenklich seine ausgelatschten Turnschuhe angeschaut und mich ziemlich gewundert. „Nein, nicht meine Schuhe“ hat Fred gemeint, „Frauenschuhe, hochhackig, wie die lila Blume!“ Liebe Balkonialeserin, falls sie ihre Füsse in solche Stöckelschuhe kriegen und ihr Partner das toll findet, machen sie ihm die Freude, manche Männer sind in solchen Sachen etwas kindisch. Wackeln sie ihm zu Liebe auf Bleistiftabsätzen durchs Schlafzimmer aber passen Sie auf, dass sie nicht hinfallen und sich den Knöchel brechen.

Viele liebe Grüsse und bis bald