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Gastkolumne Mai 2002

 Balkonias sind zu einer Vernissage eingeladen. Da mache ich mich immer besonders schick, trifft man doch dort bekanntlich all die trendigen Leute der Stadt und da will man ja halt auch ein wenig dazugehören. Bevor wir gehen, frage ich Kaspar, wie ich aussehe. Prima, meint er, dieses kräftige Rose stehe mir toll. An dem Event fühle ich mich dann doch etwas deplaziert. Balkonia als Pink Panther unter lauter Kamelen, selbst die Künstlerin, die ich sonst nur in Schlabberkleidern dunkler Farben kenne, schlabbert heute beige daher. Ja, sagt eine Freundin aus der Modebranche, diese Saison trage man Beige, Ecru sei auch erlaubt und Khaki. In Gedanken gehe ich meine Garderobe durch und hoffe auf einen feuchten Sommer, das einzige beige Stück das ich habe, ist mein Regenmantel. Ein paar Tage später ist Balkonias Balkon fertig bepflanzt, was ich bei einem Glas Rioja und Radiomusik mit den beiden Katzen feiern will. Ich beschliesse gerade einen anderen Sender einzustellen, weil auf DRS1 Kaspar Räber wieder mal auf einer fernen Insel exotische Frauen anschmachtet, da ist die Schnulze zu Ende und der Moderator sagt ein Interview mit einem Gärtner anlässlich der Plantiade an. Was denn so Trend sei, fragt Herr Josuran den Gartenfachmann? Och, meint der, Geranien verkaufen sich gut und die Kap-Kelche und da habe er noch eine Pflanze, der müsse man praktisch nie Wasser geben, all diese pflegeleichten Blümchen gehen weg wie warme Weggli.

Aber - und jetzt kommt er ins Schwärmen - wer so richtig dabei sein will im Sommer 2002, der bepflanzt seinen Garten nur in orangefarbenen Tönen an. Es komme allerdings aufs Orange an. Nicht dieses ordinäre der Tagetes, sonder ein warmes in Richtung beige gehendes Orange. Eine Farbe halt, fast wie die Terrakotta-Töpfe, welche dieses Jahr eh ein Must sind. Bunte Pflanzenkübel outen den Gartenbesitzer sofort als von vorvorgestern. Während der Gärtner weiter von Tontöpfen, die man getrost auch unbepflanzt in den Garten stellen kann, so schön sind die, schwärmt, zähle ich Balkonias Blumentöpfe, dividiere und multipliziere und bin beruhigt: Mehr als die Hälfte sind aus Terrakotta. Ich gehöre also doch etwas dazu, nur orangefarbene Pflanzen sind mir irgendwie nicht über den Weg gelaufen.

Abends kommt Kaspar mit einem riesigen Rosenstrauss an. Die sind für dich aus Heimberg. Sie sind wunderschön, sag ich und selbst meine Schwester, die auch grad da ist, kommt ins Schwärmen. Diese Farbe, meint sie, das ist kein Orange, das ist fast wie Terrakotta, einfach fantastisch. Ja, stimme ich fröhlich hinzu und bis die verblüht sind gehören wir auch mal zum Trendy People. Die beiden tippen sich vielsagend an die Stirn, was ich einfach übersehe, es kann schliesslich nicht jeder Banause auf dem letzten Stand der Modefarbe für Blumen sein.

Übrigens, Hibiskus gibt es im modischen orangebeigeterrakottagelblichkhakiton. Der von Balkonias ist knallrot.

Bis bald, Eure Balkonia