zurück: Fenster schliessen

Gastkolumne: Balkonias Urwaldtipps
November 2003

Am Mittwoch haben es sich Balkonias mal wieder so richtig gemütlich gemacht. Kaminfeuer entfacht, Rotweinflasche geöffnet und Snacks, die dick machen, auf den Tisch gestellt. Koschka zufrieden auf Kaspars Schoss, Balkonia lang gestreckt auf dem Sofa und endlich wird es neun Uhr. «Rundschau». War Realsatire vom feinsten. Als Zugabe dann noch «Zehn vor Zehn» mit der Hauptdarstellerin der Zahnbürstchenpartei. Nehmt mir bloss die Metzler nicht weg, Balkonia lernt von ihr dauernd was. Wie kleidet sich Frau zur Zeit und mit welcher Farbe kleistert man sich im Herbst 2003 die Lider zu. Na, wenn jetzt alle Frauen damit anfangen, sich die Augendeckel mit weisser Farbe zu beschmieren, gewöhnt man sich vielleicht dran. Nein, meint Kaspar, der Deiss sei kein modisches Vorbild für ihn, Blocher allerdings auch nicht und wir überlegen uns, ob wir nicht irgendeinen Schwarzeneggertyp zur Verfügung haben, der sieht auch im Tanga noch doll aus. «Das schläckt kai Gaiss wäg» , würde der Chef der Zahnbürsten in seinem etwas gewöhnungsbedürftigen Dialekt sicher zugeben.

Bleiben wir beim Thema. Endlich ist es kalt geworden, vor den Blumenläden langweilen sich Erika und Zierblumenkohl, die Menschen warten auf Halloween oder auf Allerheiligen, auf Partys mit fröhlichen Leuten oder auf besinnliches Zusammensein mit Verstorbenen. Eines haben diese total verschiedenen Gruppen gemeinsam: Sie sind wieder angezogen, jedenfalls die meisten. Balkonia hat jedenfalls in den letzten Tagen keine Bauchnabelpiercings mehr gesehen und auch keine weissbeinigen Engländer in kurzen Hosen. Erfreulich.

Pflanzen sind ja auch Modeströmungen unterworfen. Unsere Pflanze des Monats, die Sukkulente – respektive der Kaktus –, ist zur Zeit nicht grad in, wie Balkonia in den letzten Jahren bei ihren Hütediensten der nachbarlichen Wohnungen festgestellt hat. Einzig Florence müllt ihre Fensterbänke noch mit diesen stacheligen Dingern zu und läuft mit vor Freude tränenden Augen durch die Stadt, wenn so ein Kaktus mal ne Blüte macht. Zweimal im Jahr sieht Florence ziemlich zerkratz aus, nämlich dann, wenn die Vorfenster ein- respektive ausgehängt werden müssen. Sauberkeitsfanatiker sollten sich ein Zusammenleben mit Kakteen gut überlegen, die haben nämlich die Unart, ziemlich schnell zu verstauben. Abspülen geht nicht, der Kaktus ist wasserscheu, am besten geht es scheint’s mit den Bürstchen, die man zu elektrischen Rasierapparaten kriegt. – Oder mit den Zahnbürstchen von der CVP?

Da kommt mir doch ein uralter Witz in den Sinn: Im Schaufenster des Blumengeschäfts steht: «Sag’s mit Blumen». Ein Herr betritt den Laden und fragt die niedliche Verkäuferin, wie das gemeint sei, die flötet: «mit Rosen, wird sie dich kosen, mit Narzüssen, wird sie dich küssen, mit Wicken... ». «Hören sie auf», sagt der Mann, «geben sie mir einen Kaktus – ist für den Chef».

Balkonia wünscht allen einen gemütlichen November mit viel Cheminéefeuer, amüsanten Politsendungen und wenig Kratzern von Kakteen.

Bis bald
Eure Balkonia